Heute werden wir ein ganzes Stück mehr „Noir“, und sehr viel weniger „Blanc“.
Ich muss vorab sagen, dass ich nie zur Gothic-Szene gehörte und mich dieser auch nicht sonderlich verbunden fühle. Allerdings werde ich seit vielen Jahren in diese Szene gesteckt, da ich überwiegend schwarze Kleidung trage und dunkle Haare habe. Die Piercings und Tattoos runden das Bild für die Meisten nur noch ab. Ich bezeichne mich demnach einfach mal als Sympathisant.
Mit ungefähr dreizehn oder vierzehn Jahren begann ich mich äußerlich ziemlich zu verändern. Im Prinzip so wie Jeder in meinem damaligen Alter. Aber was bei mir anders als bei den meisten in meinem Umfeld war: Ich wurde schwarz. Meine Haare färbte ich schwarz, meine Augen wurden dick mit schwarzem Kajal umrandet und bunte Kleidung kamen für mich plötzlich so gar nicht mehr in Frage. Als diese Veränderung begann, wusste ich noch gar nicht was Gothic ist. Bis mich eine Klassenkameradin ganz direkt fragte, ob ich ein Goth sei. Ich war von der Frage überfordert, war ich doch sowieso eine sehr unsichere und schüchterne Jugendliche. Zuhause gab mir das Internet dann Auskunft über Gothic. So las ich viel über die zugehörige Musik und kaufte mir sogar ein paar CDs.
Ich wuchs bei einer Kleinstadt auf. Hier kannte Jeder Jeden. Schnell wurde hinter meinem Rücken über mich getuschelt und die Gerüchteküche brodelte. Das Lustigste was ich mal über mich hörte, war die Behauptung, dass mein Kinderzimmer renoviert werden müsse, weil ich angeblich mit meinen – natürlich schwarzen – Fingernägeln jede Nacht die Tapete von den Wänden kratzen würde. Ich will gar nicht wissen wie dieses Gerücht entstanden sein muss. Das Wechseln der Straßenseite und die blöden Sprüche waren an der Tagesordnung. Auch oder vielleicht sogar besonders unter Gleichaltrigen. Eine Vegetarierin vom Dorf, die aussieht wie der Tod höchstpersönlich und sich auch noch für Tengrismus und Hexentum interessiert. Ihr könnt euch ja vorstellen, was Kindern und Jugendlichen da so alles einfällt. Wenn ich mit unserem Hund spazieren war, musste ich um auf die Feldwege und Wiesen zu gelangen, stets am dörflichen Friedhof vorbei. Ich wurde also häufig in der Nähe von Gräbern gesehen… und ooops… entstanden schon wieder neue Gerüchte. Davon abgesehen war ja klar, dass ich ganz sicher eine Satanistin sein musste.
Aber ich habe auch ein paar schöne Erfahrungen gemacht. Woran ich heute noch regelmäßig denken muss, war das Kompliment zweier Mädchen aus meiner Schule, die ich nicht kannte. Sie sprachen mich auf dem Schulhof an und sagten, dass sie mich für meinen Mut bewundern und sich für sich selbst ebenfalls wünschten so selbstbewusst zu sein. Ich war zwar in Wirklichkeit das Gegenteil von mutig und selbstbewusst, aber es war schön zu hören, dass mich Andere auf diese Weise wahrnahmen. Ein anderer Satz, den mal ein guter Freund zu mir sagte und der mich dadurch auch auf die Idee zu diesem Artikel brachte, war folgender:
„Ist doch cool. Für dich ist halt jeden Tag Halloween.“
Früher waren diese Situationen alle sehr schwierig für mich. Vielleicht auch der Grund, weshalb ich trotzallem mit der Gothic-Szene sympathisiere. Wir haben den gleichen Scheiß durchgemacht. Hier ist aber kein Platz für mein Mimimimi… denn ich habe mich schließlich selbst für diesen Weg entschieden, wenn auch zuerst unbewusst. :)
Mittlerweile laufe ich nicht mehr so extrem wie noch vor wenigen Jahren rum, aber die Farbe ist geblieben. Wenn ich doch kein Goth sei, wieso würde ich mich denn als einer kleiden… wurde ich früher oft gefragt. Ich kann nicht genau sagen, wieso ich damals damit anfing. Was ich aber weiss, dass ich mich einfach danach fühle. Und das ist doch letztendlich entscheidend.
Um wieder ein bisschen mehr Beauty-Content zu bringen, habe ich versucht mich so zu schminken wie ich damals gerne rumlief. Meine Skills in Sachen Make Up waren als Jugendliche sicherlich um einiges miserabler, und im Nachhinein stellte ich fest, dass Haare und Make Up weitaus mehr nach 80er Goth aussehen, als es eigentlich der Fall sein sollte. Aber ich bin zufrieden. Denn wenn ich mir heute die verschiedenen Stile der schwarzen Szene anschaue, gefallen mir die 80er Goths äußerlich am Besten.
Eine Produktliste führe ich diesmal nicht auf, denn in diesem Fall machen die auf Grund der Schwarz/Weiß-Fotos für mich keinen Sinn. Benutzt habe ich viele schwarze Produkte, ein bisschen Weiß für Highlights und ein dunkles Rot mit Schwarz für die Lippen.
Stimmen aus der Szene
Ich würde mir echt dämlich vorkommen, wenn ich hier 1000 Zeichen über Gothic verliere, aber Niemanden der sich dieser Subkultur zugehörig fühlt, zu Wort kommen lassen würde. Deshalb machte ich vor Kurzem einen Aufruf via Facebook und Twitter und bat euch mir eure Geschichten und Gedanken rund um die Szene zukommen zu lassen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei euch bedanken! Erst hatte ich angedacht, nur Zitate zu verwenden, aber nun finde ich es doch angenehmer euch die Stimmen ungefiltert zu zeigen. Damit der Artikel nicht von zu viel Text überladen wird, habe ich mich für dieses Aufklapp-Menü entschieden. Falls euch also ein Bericht näher interessiert, klickt bitte einfach drauf.
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Liebe Erbse,
ich bin seit über 12 Jahren in der Szene. Mal aktiver, mal weniger. Angefangen hat es mir im Grunde schon im Alter von fünf Jahren, wo ich mir ein Mobile mit drei Vampiren gebastelt habe, das über meinem Bett hing ;) Irgendwie habe ich mich schon immer eher für die dunkle Seite des Lebens interessiert. Mit 12 Jahren las ich Stephen King und schaute viele Horrorfilme. Das war auch die Zeit, in der ich anfing, vegetarisch zu leben. Ich habe viel hinterfragt und hab mich mit vorgekauten Mustern nicht zufrieden gegeben. Eine Freundin von mir war damals schon ein Gruftie und hörte Lacrimosa. Aber erst drei Jahre später lief ich dann auch schwarz rum.
Es gab dafür keinen wirklichen Auslöser. Ich fand es schrecklich, wie die Mädchen in meiner Klasse jedem Trend hinterher liefen und keine eigene Persönlichkeit zu haben schienen. Ich las damals viel – vor allem Sartre und Nietzsche. Meine Kleidung „verdunkelte“ sich eher aus der philosophischen Überzeugung der Existenzialisten. Außerdem fand ich – und finde auch immer noch – das Schwarz eine zeitlose und elegante Farbe ist, mit der ich dennoch alle Facetten meines Ichs ausdrücken kann. Als Leipziger bin ich durch das jährliche WGT vertrauter mit der Gothicszene, als es vielleicht in provinziellen Regionen üblich ist. Daher hatte ich auch nie Berührungsängste mit der Szene, sondern war schon lange fasziniert von den elegant gekleideten Menschen, die immer zu Pfingsten meine Heimatstadt bevölkerten. Aber ich habe es nie darauf angelegt, ein Gruftie zu sein. Ich lief halt damals schwarz rum (sehr reduziert noch zu Anfang: Nur schwarze Jeans / Cordhose und schwarzes Oberteil) und hatte eine Kette mit einem keltischen Knoten um. Und irgendwer gab mir dann den Stempel „Gruftie“…
Ich kann nicht leugnen, dass der Hang zur Melancholie auch in meinem komplizierten Elternhaus begründet liegt. Ich habe mich schon als Kind nicht angenommen gefühlt und durfte mir anhören, wie „kompliziert“ ich doch sei. Meine Eltern haben bis zu meiner Volljährigkeit kein Wortes des Stolzes für mich übrig gehabt und waren mehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Daher habe ich mich schon früh in mich selbst und in Fantasiewelten zurückgezogen. Das ganze kulminierte, als meine Mutter mit dem besten Freund meines Vaters durchbrannte und mich und meinen Bruder bei meinem Vater zurück lies. Wir waren damals 15 und 13 Jahre alt. Die jugendlichen Zweifel, dass mich niemand so annimmt, wie ich bin, manifestierten sich durch die Scheidung für mich zu einer handfesten Tatsache. Daher war zu diesem Zeitpunkt das Schwarztragen auch ein Ausdruck meiner inneren Seelenlandschaft. Mir ging es wirklich schlecht und ich konnte einfach nichts anderes als schwarz tragen…
Als mein Vater mit einer Frau zusammen kam, die man ohne Übertreibung als „böse Stiefmutter“ bezeichnen konnte, wurde Gothic für mich natürlich auch Ausdruck meines Rebellentums. Die Ärzte haben es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Und wenn ihr schon dabei seid, dann betrachtet auch mein Aussehen als Symbol der Nicht-Identifikation mit euren Werten!“ Mit meinen damaligen Freundeskreis – der ausschließlich aus Alternativen und Punkern bestand – war ich damals auch politisch aktiv: Wir waren auf vielen Anti-Nazi-Demos, da um 2000 rum leider fast monatlich die Faschisten in Leipzig aufliefen.
In der Szene (zu Anfang vor allem im Chat von Schwarze-Seiten und dem Gothic-Chat) fand ich, wie man damals so poetisch sagte, „Gleichgesinnte“. Menschen, die oft traumatische Erfahrungen durch gemacht haben, dem Dunklen im Leben zusprachen und sich mit Literatur und tiefgründiger Musik befassten. Das war mir sehr wichtig, da ich schon immer ein sehr kultureller Mensch war, vor allem Theater und Literatur haben es mir seit meiner Jugend angetan. In der Szene hatte ich das erste Mal das Gefühl, so zu sein, wie ich wirklich bin. Mein Modestil war damals klassisch-gotisch. Also: viel Samt und Spitze. Weite Röcke und Corsagen. Einen Undercut und schwarz gefärbte Haare hatte ich natürlich auch und die barocken Ornamente um die Augen durften auch nicht fehlen ;-) Natürlich blieb die Reaktion im Umfeld nicht aus. Meine Eltern reduzierten das ganze natürlich nur als „Phase“ (wie die vegetarische Lebensweise auch) und sahen daher keine Veranlassung sich weiter mit dem zu beschäftigen, was mich als Mensch ausmachte. Meine Mitschüler fanden meinen Stil eigentlich sehr interessant; Ablehnung erfuhr ich eher durch die Lehrer als durch Gleichaltrige. Natürlich kamen von Fremden auf der Straße viele Kommentare. Vermeintlich witzig gemeinte wie „Zieh dir mal was Buntes an!“ oder „Satan!“ bis hin zu einschüchterndes wie „Unter Hitler hätten sie Leute wie dich vergast!“. Aber keine dieser Spitzen hat mich auf meinem Weg zum Stolpern gebracht.
Als ich – gleich nach dem Abitur – von zu Hause auszog, landete ich in einem Haus, in dem nur Punks und Grufties wohnten. Irgendwie schaffte ich es, neben den ganzen Partys und der zerstörerischen Beziehung mit meinem Exfreund, mein Studium einiger Maßen zu bewältigen. Damals ging ich vor allem zur „Gothic Pogo Party“ (Tangofabrik), mein Kleidungsstil nannte sich „Batcave“ und ich stand auf alles mit lila und geringelt – am liebsten lila geringelt ;) Meine Strumpfhosen zerfetzte ich und meine Haare wurden wuschelig auftoupiert. Durch die Abnabelung meines Elternhauses waren einige Konflikte nicht mehr so präsent und mir war mehr nach punkig-sexy, als düster-romantisch.
Jedoch musste ich nach einiger Zeit feststellen, dass die Batcave-Szene noch oberflächlicher ist, als die Gruftie-Szene an sich schon: Es ging nur darum, wer den höchsten Iro und das gewagteste Dekolletee hat; die Partys glichen manchmal mehr einem Schaulaufen. Ich bekam Zweifel: Ich war doch gerade in dieser Szene, weil ich tiefgründig bin und nicht Andere durch meine modischen Besonderheiten imponieren wollte. Zudem lerne ich in meinem Philosophie- und Literaturstudium ganz normale Studenten kennen, die sich aber mit denselben Sinnfragen beschäftigten, deren Antwort ich in der Szene suchte. Zusätzlich gab es zu diesem Zeitpunkt einen hohen Zulauf in der Szene, viele Jung-Grufties und Proleten, die alles andere als Kunstinteressierte Feingeiste waren. Die Szene splittete sich auch immer mehr auf: Es gab EBMer, Neofolker, Horrorpunker, Batcaver, Steampunks… Und alle mit ihren eigenen modischen Kodexen. Die Gruftieszene erfuhr darüber hinaus eine Popularisierung: Bei H&M konnte jeder Spitzenoberteile kaufen, Bands wie „The Rasmus“ waren plötzlich in den Charts. Gerade das, was ich an der Szene schätze, verlor diese immer mehr…
Ich distanzierte mich und lief weniger schwarz rum („bunt“ ist das immer noch nicht). Ich hörte damals mehr Indie (als Gruftie hörte ich schon immer auch noch andere Musik, wie Chansons oder Hamburger Schule), lief alternativer rum. Manchmal auch 20er Jahre mäßig, im Tweed-Hosenanzug. Dieser Einfluss ist sicher auch dem studentischen Milieu, in dem ich mich damals bewegte, zuzuschreiben. Ich konzentrierte mich mehr auf meinen Abschluss und kümmerte mich nicht um Szene-Intrigen.
Aber so richtig lassen konnte ich von der Szene nie. Nirgendwo anders gibt es so viele Schnittmengen mit meinen Interessen und meinem Musikgeschmack. Und mittlerweile sind auch die Proleten wieder weniger, die Szene ist zum Großteil „erwachsen“ geworden und es geht wieder mehr um die Menschen, als das was sie repräsentieren. Man kann inzwischen in Jeans und Brille auf Partys gehen und erfährt keine Häme mehr, weil man sich nicht aufgedressed hat. Das ist ein Umfeld, was mehr dem entspricht, was ich mir von Anbeginn von der Szene erhofft habe. Inzwischen bin ich Ende 20 und gehe immer noch auf Gruftie-Partys. Mit meinen vielen „normalen“ Freunden besuche ich gern Theatervorstellungen und Ausstellungen. Ich trage weiterhin keine Pastellfarben, da es ein Verrat an meiner Persönlichkeit wäre. Mein Stil changiert zwischen dunklem Indie, Dandylook der 30er und Rockabilly-Style. Meinen Undercut habe ich schon im 2. Semester wachsen lassen, aber noch immer habe ich dunkle Haare und einen blassen Teint und tanze gern zu The Cure :)
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[toggle title=’Cia‘ show=’false‘] Hallo Erbse :),
ich bin Cia, 17, und wie auf meinem Twitter Account beschrieben, ein Teilzeitöko. Nachdem du ja auf Twitter gefragt hast, wer etwas zur Gothic-Szene zu berichten hätte, hab ich mich gemeldet, obwohl ich mich selbst als solcher wohl eher nicht so ganz bezeichnen würde.
Fangen wir von vorne an:
Die ganze Phase, wie mein Dad sie bis heute bezeichnet, hat so mit 13, 14 angefangen, wie wohl bei den meisten. Es war, zugegebenermaßen wohl eher als Emo zu betiteln, aber fasziniert war ich schon immer von der Gothic-Szene und meine Mum und ich stöberten unglaublich gerne in solchen Läden. Eine zeit lang hatte ich meinen Stil komplett von mir weggeschoben und war ganz glücklich in einer Beziehung, die mich musikalisch zwar erfüllte, aber nach einem Jahr reichte auch das nicht mehr. Mein damaliger Freund hörte viel Rock/Alternative was ich bis heute unglaublich liebe und gerne höre. Mein jetziger Freund gehört schon eher der Gothic-Szene an als ich, was sich durch 5 jähriges zum M‘era Luna gehen wohl bestätigt. Sein Bruder ist eine echt heiße Schnitte mit seinen langen schwarzen Haaren, aber meiner mit den braunen Lockenkopf ist mir viel lieber :). In der ganzen Familie zeichnet sich Gothic ab, von der Musik bis zur Kleidung ist wohl die Farbe Schwarz vorrangig. Und ich fühle mich pudelwohl. Ich quatsche mit seiner Mutter über die neusten Sachen bei EMP, wie sie ihre Sachen selber näht, und muss mich mal nicht dafür entschuldigen, dass ich fast nur schwarze Klamotten trage. Mein Freund sieht mich die meiste Zeit wie ich immer bin, nämlich ungeschminkt. Er akzeptiert das und findet es schön, aber geschminkt findet er mich genauso toll. Und das ist für mich das wichtige, dass ich sein darf wie ich möchte. Und das finde ich, repräsentiert die Gothic-Szene. Akzeptanz (Applaus bitte für den grandiosen Übergang! :D)
Ich bin nicht so diejenige mit dem mega Freundeskreis und die immer ausgeht, von daher kann ich darüber nichts berichten. Jedoch kann ich über mein erstes Festival (M‘era Luna) berichten, welches ich im August besucht habe. Meine Familie war sehr skeptisch, da sie wissen wie sehr ich es hasse im freien zu schlafen, oder wenn es laut ist, oder wenn ich warten muss auf eine Toilette. Sie hatten auch Angst, dass mir etwas passieren könnte bei so vielen Feiernden mit höherem Alkoholspiegel. Und ich muss sagen, es waren die besten 3 Tage seit einer langen Zeit. Die Leute dort waren unglaublich nett, überhaupt nicht aufdringlich und bis auf einen Zusammenstoß war das dort die Regel. Auf den Zeltplätzen war es mehr oder minder ruhig, aber ruhig genug um zu schlafen. Und die Toiletten waren so sauber, dass es sich gelohnt hat dort auch mal 5 Minuten zu warten. Die Musik war unglaublich und auch wenn es ein oder zwei Zwischenfälle gab was meine Psyche betrifft war es unglaublich toll und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr. Es war dort ebenso deutlich, dass egal wie du aussiehst, kaum einer wird dich darauf ansprechen und sagen dass du nicht dazu passt. Es gab dort unheimlich tolle Outfits wo ich nur vor Neid erblassen konnte.
Aber da sind wir auch schon bei einem weiteren Punkt, dem Outfit. Ich muss zugeben, wenn man die Sachen schon fertig kauft, sind sie umheimlich teuer und es schmerzt, so viel Geld auszugeben. Wenn man aber ganz kreativ ist kann man sich die Sachen selbst schneidern und ich denke, dass dies auch sehr viele tun. Man muss nur genug Muse dafür besitzen.
Ausgrenzung gibt es nicht so wirklich für mich. Die Leute in der Schule kennen mich ja, aber ich will halt auch nicht zwingend dazu gehören und ziehe bewusst eine Grenze. In der Bahn ist es dann schon mal eher das ich schief angeschaut werde aber ich ignoriere es gekonnt mit lauter Musik oder einem Buch. Ich denke man muss sich bewusst sein, dass man angesehen wird wenn man sich anders kleidet als dir Norm und ich glaube kaum, dass dies niemanden bewusst ist, der zur Gothic-Szene angehört.
Wenn ich ehrlich bin, hab ich nach dieser Zusammenfassung bemerkt, wie wenig ich doch wirklich zu der Szene gehöre.
Ich hoffe, dass es dir trotzdem hilft.
Liebe Grüße, Cia
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[toggle title=’Sabrina‘ show=’false‘]
Liebste Erbse,
ich bin deinem Aufruf nachgekommen und möchte dir über meine Erfahrungen als Szene-Mädchen im Normal-Live berichten J Mein Name ist Sabrina, ich bin 25 Jahre alt und seit gut 15 Jahren Anhängerin der schwarzen Szene und 13 Jahre Vegetarierin und seit knapp 3 Jahren Vegan!!
Es ist nicht gerade einfach sich durch den Alltagsdschungel als „Düsterer-Veganer“ zu kämpfen, aber man schafft es! Ich bin gelernte Restaurantfachfrau der gehobenen Gastronomie und es wurde mir sehr schnell bewusst gemacht wie unangebracht es ist, in der Gastro, Veganer und dann auch noch der schwarzen Szene angehörig zu sein….Ich wurde für mein Aussehen kritisiert und für meine Einstellung Lebensmitteln und Tieren gegenüber verhöhnt!!!!! Glücklicherweise habe ich mich nie unterdrücken lassen und meine Ausbildung trotz Allem durchgezogen und zwar als eine der Besten!!!!!
Die schwarze Szene selbst ist eine der tolerantesten Szenen die es gibt!! Sie ist unglaublich umfassend und vielseitig und der Begriff „ Gothic“ bedeutet für mich nicht nur einen gewissen Style und Hang zu Düsterem und schwarz Romantischem, sondern ebenfalls Toleranz und Herzlichkeit gegenüber anderen Lebewesen!! Die Gothic-Kultur vereint düstere, pulsierende, emotionale Kunst mit Musik, Kleidung, Style, Lebensphilosophie, Geschichte sowie die einzelnen Charaktere die jeder Szene-Gänger mit sich bringt….
Gothic, spiegelt sich für mich im Alltag vor allem in Make up und Kleidung wieder..( neben Musik, Büchern und Filmen ). Als Veganer und Gothic, habe ich mich natürlich sehr mit dem Thema Kosmetik auseinander gesetzt. Umso mehr freut es mich das Szene Marken wie : Directions, ManicPanic, Stargazer Tierversuchsfreie und Vegane Kosmetik anbieten. Juhuu :-D Es ist manchmal wirklich zu belächeln wie die Leute einem im Alltag gegenüber treten. Nicht selten muss man unterwegs mit dummen Kommentaren und vorwurfsvollen Blicken kämpfen. Aber es kommt darauf an wie man damit umgeht! Ich selbst lebe und lasse leben und reagiere entweder mit einem Lächeln oder Ignoranz. Man muss für sich selbst entscheiden wie man durch das Leben geht, klar kann man sich einschüchtern und von der Gesellschaft so zurechtbiegen lassen, aber man hat dieses eine Leben und sollte es so gestalten wie man möchte.
Dank des Internets wird die Kommunikation zwischen der Szene natürlich vereinfacht und die Zusammengehörigkeit gestärkt. Für mich macht es dadurch vieles einfacher. Ich kann mich mit anderen Veganern die in der Szene sind über Kosmetikprodukte, und Kleidung austauschen. Empfehlungen und Erfahrungsberichte verteilen und bekommen. Meiner Erfahrung nach gehen die Menschen um einen herum verständnisvoller mit einem um, je selbstbewusster man selbst mit seinem Lebensstil umgeht :)
Mein Fazit als Veganer-Gothic: Ich liebe und lebe die Szene, weil ich von der Szene gelebt und geliebt werde . Anbei schicke ich dir noch Bilder von mir und meinem Freund.
Die liebsten Grüße schickt dir deine Sabrina
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[toggle title=’Catherine‘ show=’false‘] Liebe Erbse,
mein Name ist Katharina, ich bin 29 Jahre und lebe in Wuppertal. Ich habe deinen Aufruf bei Facebook gesehen und als Dankeschön für deine Blogs (vor allem für „In meiner Wärmflasche schlafen Sterne“, einer Freundin von mir wurde SoPhobie diagnostiziert und deine Beiträge halfen mir, die Krankheit und dadurch meine Freundin besser zu verstehen) gebe ich nun meinen Ehrensenf zu deinem Gothicbeitrag ab ;) ich hatte ja eher damit gerechnet, dass du überflutet wirst, aber dem schien jetzt nicht so, deswegen möchte ich dir gern aushelfen.
Aaaaalso, puh, wo fange ich an? Erst einmal möchte ich bemerken, dass ich wohl nie so der klassische Gothic gewesen bin, zumindestens, wenn ich mich mit den Damen und Herren der Szene vergleiche, optisch, aber ich fang mal von vorne an:
Als ich anfing, mich für das Gruftitum zu interessieren, da war ich irgendwo zwischen 15 und 16. Ausgelöst wurde das durch meine damalige Mathenachhilfelehrerein, die zwei Stufen über mir war (und heute meine beste Freundin ist, so spielt das Leben ^^). sie lief schon eine ganze weile schwarz herum, mit wehendem Mantel, kalkweißem Gesicht, nachgemalten Augenbrauen und schwarzgefärbten Haaren. Zuerst fand ich sie ja sehr eigenartig und hab ziemlich doof geguckt, als mein Mathelehrer sie mir als Nachhilfe empfahl. Aber wie das ja immer so ist im Leben, nach dem ersten mal war ich direkt ganz entzückt von ihr. Und zu Beginn jeder Nachhilfestunde plauschten wir über Bücher und Musik, sie überspielte mir damals Kassetten mit Blind Guardian, type O negative und HIM. natürlich habe ich mitbekommen, wieviel über sie an der Schule getratscht wurde. Aber ich fand, dass sie das noch cooler gemacht hat. Zudem gefiel mir die Musik total und die Klamotten besaßen eine düstere Romantik.
Wenn ich an meine Anfangszeit auf dem Gymnasium denke, fallen mir leider nur Begriffe wie Ausgrenzung, Mobbing etc. ein. Das hat sich erst geändert, nachdem ich die 7.te Klasse wiederholt habe. Ich weiß noch, dass ständig mein Aussehen (nicht cool, modern genug) und meine Art (auch nicht cool genug, zu kindisch)kritisiert wurden. Und plötzlich war da das Mädchen, was sich ganz bewusst optisch ausgegrenzt hat. Das hat mir sehr imponiert. Und so tat ich es dann auch. Ich gehörte jetzt quasi meinem eigenen Club an.
Probleme bereitete mir am Anfang eigentlich nur mein Kleiderschrank, denn ausser einem schwarzen Rock und einem schwarzen Rollkragenpullover besaß ich garnichts in dieser Unfarbe. Mein schulisches Umfeld reagierte irritiert, meine Freundin war stolz. Ich wurde an meinem ersten Tag als Schwarzträgerin ständig gefragt, ob jemand verstorben sei ;) meine Eltern hatten mit dieser Kleidungsänderung übrigens kein Problem, meine Mutter fand es sogar ganz schick und hat mich immer unterstützt. Sie fand es gut, dass diese Szene eine gewisse Tiefgründigkeit ausmachte und mochte meine Freunde (mit denen ich heute auch immer noch eng befreundet bin). Der schwarze Kleidungsberg wuchs in den folgenden Jahren unaufhörlich, hier und da gab es auch mal was mit rot oder violett, normale Jeans hab ich trotzdem weiterhin gerne getragen, obwohl die meist sehr verschlissen waren. Ab und an gab es auch mal zivile Tage, meist dann immer noch sehr alternativ, denn wenn ich eins nicht mag, ist es das gesellschaftliche Joch, welches amüsanterweise in Szenen ja fast noch extremer gehalten wird ;) deswegen würde ich mich schon eher als Grenzgänger bezeichnen.
Die Haarfarben wechselten ständig zwischen rot, schwarz und lila, die haare stellte ich früher am Hinterkopf mit zentnerweise Stylingmitteln hoch (heute ist das ja eher der Look der sog. Emo´s, 2000 gab es diesen Begriff noch gar nicht), die Kleidung war meist eher schlicht bis derbe (also nix mit Rüschen, Spitze, Kleidern), für die Disco am Wochenende durfte es dann gerne der kurze Rock und die Korsage sein. Assecoirs wie Ringe, Ketten, Nietenhalsbänder etc. waren Alltag, wobei ich zwar Kreuze trug, aber nicht umgedreht. das Makeup ging von dezent über Oma-Erschrecker.
Vor meinem 18 sprang ich in meiner Stammkneipe rum, einer Metal- und Rollenspielkneipe (die auch Liverollenspiel anbot), die mich musikalisch weiter inspirierte und beeinflusste. ab meinem 18 war ich dann an den Wochenenden Dauergast in Discos wie der Matrix Bochum, dem Pulb in Duisburg und dem Eisenlager in Oberhausen. Im Ruhrgebiet war man seit jeher in der Sparte immer sehr bedient., da sie nicht nur gotchic, ebm und industrial spielten, sondern auch new und Heavy metal. Ich mag beide Sparten bis heute gerne, wobei mir der gothicbereich zum tanzen besser gefällt, der metal jedoch musikalisch mein herz höher schlagen lässt.
Als ich zwanzig war hatte ich einen Freund, der Metaller war. Da fing es schon an, dass ich mich nicht mehr ganz schwarz gekleidet habe, aber immer noch alternativ. Die Frisuren wurden langsam weniger krass, was aber auch an meiner Ausbildung lag. ich ging immer noch gern schwarz feiern, aber mir fehlten zu dem Zeitpunkt die Leute dazu, mein Freundeskreis wurde immer feierfauler ^^. Das lebte dann vor ein paar Jahren wieder auf, als ich eine Freundin kennenlernte, die für mich der Inbegriff des Goth ist mit ihren aufwändigen Kleidern und Röcken, dem Undercut und den schwarzgefärbten Haaren. seit zwei Jahren ist es schwierig geworden, wir wohnen leider mittlerweile ein paar Städte auseinander. Meine beste Freundin, von der ich weiter oben erzählt habe, wohnt leider auch weiter weg und ist mittlerweile eher in der rock’n rollszene anzutreffen ^^
Und ich? Ich trage heute nur noch auf der Arbeit schwarz (ich bin Bestatterin). In meiner Freizeit ist die Kleidung bunter geworden, ich will nach der Arbeit auch optisch einen Cut machen können, das gehört zu meiner Psychohygiene und ist ein Ritual. Ab und an überkommt es mich dennoch ^^. Die Haare färbe ich seit 2 Jahren nicht mehr (wobei es die letzten jahre nur noch dunkelbraun war), sie sind heute lang und dunkelblond ^^ Kaum einer meiner Freunde, die früher schwarz rumliefen, tut es heute mehr, es sind nur noch zwei oder drei 8und das sind Metaller ^^). Die Musik ist geblieben, Vorlieben wie wave, ebm, industrial existieren weiterhin neben meiner großen Musikliebe, dem rock und dem metal. Ich schwinge, wenn es möglich ist, auch immer noch gerne das Tanzbein.
Die große Frage: war alles nur eine Phase?! (so, wie die Erwachsenen das früher abtaten).
Nein.
Es war eine Überzeugung, anders zu sein. und das nicht nur, in dem was man tat oder sagte, sondern auch optisch. Das habe ich bis heute. Ich muss es nicht mehr durch meine Kleidung tun, denn auch in Szenen herrschen Konventionen und wenn ich nach wie vor etwas nicht mag, dann das ^^
Es war ein Lernprozess. Auch ein Kennenlernprozess, von Menschen, Einstellungen und Musik. Ein Schritt zum Reifeprozess.
Ich habe mich nie als gothic bezeichnet. Aber als Gruftie ;)
Gothics waren immer etwas anstrengend in meinen Augen. Viele hatten es gut, trotzdem waren viele von ihnen depressiv verstimmt (vielleicht waren sie auch depressiv, das kann ich heute nicht beurteilen). Als sei es der passende Ausdruck ihrer Tiefgründigkeit. Mich hat das eher genervt. Zudem fand und findet in dieser Szene eine wahnsinnige Selbstdarstellung statt. Soetwas mag ich nicht. Natürlich darf jeder das beste aus sich machen, aber gerade im gothicbereich ist das mit massig Geld verbunden. Aus dieser Selbstdarstellung ergibt sich mir das Bild einer gewissen Oberflächlichkeit. Ich hatte teilweise das Gefühl in den letzten Jahren, wenn man ein optischer Ausbrecher ist, man seltsam beäugt wird. Die Szene ist weitestgehend unpolitisch, wobei es, wie überall anders auch, Ausbrüche nach links und rechts gibt.
Nunja, die schwarztragenden, fröhlichen Leute, die gerne mal provozieren, die sind selten geworden ;)
So, eine lange kurze Geschichte. Hast du noch Fragen? Leider existieren von mir kaum Fotos, was aber an dem typisch pubertären sich-nicht-fotografieren-lassen-wollen lag. Ich suche gerne noch. Du darfst hier gern alles veröffentlichen unter dem Namen Catherine.
Alles Liebe dir und deinem Manne (den Tieren natürlich auch) und ein schönes Wochenende.
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So, erstmal hey, ich bin Sassi :)
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[toggle title=’Tempus Fugit‘ show=’false‘]
Da ich wusste was ich wollte, war ich auch schon mit 15 tätowiert. Und entgegen aller Warnungen von damals kann ich bis heute sagen, dass ich diese Entscheidung nie bereut habe. Ich mag das Motiv noch immer. Und nein, es handelte sich nicht um ein Tribal oder chinesisches Zeichen, sondern um ein Portrait vom Künstler Luis Royo. Und ich habe im Laufe der Jahre auch damit weiter gemacht.
Mit 20 begann ich dann zu studieren und irgendwie änderte sich mein ganzer Stil noch einmal komplett. Ich fühlte mich nun irgendwie so, als müsse ich mich zu einem gewissen Grad anpassen. Mittlerweile waren die Haare auch knallrot, was sie auch heute noch sind. Meine Kleidung war nicht mehr ausschließlich schwarz, sondern es fanden sich immer mehr Farben in meinem Schrank und am liebsten trage ich auch bis heute noch bequeme Chucks oder flache Stiefel, der Stil wurde eher lässig. Aber trotz aller Farbe, die ich auch wirklich gerne trage, bin ich nach wie vor mit Leib und Seele ein Grufti. Ich kann machen was ich will, man sieht es mir immer an. Neben mittlerweile 4 Tattoos habe ich auch bis heute 23 Piercings angesammelt, davon alleine 5 im Gesicht. Also selbst wenn ich sie entferne, sieht man noch die Stichkanäle. Gerade im Berufsalltag entferne ich im Gesicht alle Piercings, bis auf das an der Lippe. Aber alle, mit denen ich beruflich zu tun habe, haben sich daran gewöhnt und sehen es nicht als schlimm an, da etwas Metall und Farbe unter der Haut meine Kompetenz nicht schmälert. Dennoch achte ich auf eine gewisse Bedecktheit.
Früher musste ich mir sehr oft die klischeehaften Rufe wie „Satan“ oder „Zombie“ anhören. Das hörte aber bereits vor 6-7 Jahren auf. Ich erkläre mir das immer damit, dass ich früher noch nicht so selbstbewusst war wie heute und dass man mir das angemerkt hat. Also bot ich eine super Angriffsfläche für Mobbing und Beleidigungen. Heute bin ich aber so stark, dass mich ein derartiger Nachruf nur belustigen würde, als dass er mich wirklich berührte.
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[toggle title=’Gina‘ show=’false‘] Hallo!
Ich bin die Gina aus Hamburg und bin nun bald 23 jahre alt.
Als ich 15 jahre alt war, fing ich an mich für Gothic-Musik zu interessieren. Dann kam auch Rock und Metal dazu.
Mich faszinierte die mystische Musik, ich kann es kaum beschreiben… Durch die Musik kam ich dann auch zu der dunklen Kleidung. Ich war die einzige in der Klasse, die einen eigenen bzw einen Gothic-Style hatte und ich fühlte mich besonders. Es reizte mich, anders zu sein und ich fand es einfach total schön. Ich wurde aber akzeptiert und war immer beliebt. Auch wurde ich nie als Satanist etc. bezeichnet, was andere wohl eher durchmachen mussten. Auch mein 2 Jahre jüngerer Bruder rannte dann eher dunkler rum, Metal-Style. Ansonsten kanne ich keinen bzw hatte keine Freunde in der Gothic-Szene. Ich wurde oft bewundert und fühlte mich gut. Dazu kommt aber dass ich sehr übergewichtig bin und leider nicht so die schönen Sachen aus Gothic-Läden tragen konnte, wie es andere konnten. In Hamburg gibt es die Markstraße, wo es eher Gothic-/Metal/Emo-/Lolitaläden gab (noch gibt?!) und dort war ich dann auch öfters. Sie läuft parallel zur Feldstraße, wo der Eingang des Hamburger Doms(sowas wie Jahrmarkt) liegt.
Nebenbei fing ich die schulische Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin an (2Jahre) und anschließend noch 3 jahre schulische Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin. Nach und nach habe ich dann aber aufgehört so düster rumzulaufen, besonders in den Praktika in Schulen und Kindergärten. Aber die Kinder hatten keine Angst vor mir, ich hatte nur das Gefühl dass doch einige Vorurteile gegenüber düster gekleideten hatten und wollte irgendwie dann auch seriös wirken(Eltern und Kollegen). Die Kinder fanden mich sehr interessant und haben gerne meinen Schmuck etc. angeschaut.
Nach 4 Jahren in der Szene mochte ich dann doch andere Sachen tragen, habe die Leidenschaft und Musik aber bis heute nicht aufgegeben. Nur interessieren mich nun andere Kleidungsstücke. Besonders in der Jugendzeit probiert man ja nun alles einmal aus aber gerade die Gothicszene ist wirklich eine Leidenschaft und keine ‚Phase‘, innerlich bin ich immer noch ‚gothic‘, nur muss ich es nicht mehr nach Außen zeigen. Ich arbeite in einer Grundschule und sobald ich irgendwo erzähle, dass ich in der Gothic.Szene bin/war haben viele Beispiele von Bekannten oder sogar Verwandten, die dort auch ‚drin‘ sind/waren und es sehr toll finden.
Liebe Grüße
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[toggle title=’FücKsin‘ show=’false‘]
Hey Erbse :)
Ich hab deinen Aufruf auf FB entdeckt, da wollt ich mich auch mal melden.
Ich bin 17 und Wohne in Kassel, Unter den Goths hier eher als FücKsin bekannt (den Namen kannst du auch in deinem Artikel dann verwenden)
Ich wahr bis vor nem halben Jahr noch fest in der „scene“ unterwegs.
Hineingerutsch bin ich durch meinen dahmaligen Chef David.
Als ich bei ihm im Tattooladen Villa Dunkelbunt gearbeitet habe.
So hab ich mehr Leute aus dem Eckchen kennen gelernt und auch eben auf solche Parties gegangen.
Angefangen hatt das ganze dann mit einem neuen „Haarschnitt“ zu dem ich verführ wurde^^ erst einem Sidecut und schließlich nem Iro, dann Haare schwarz und zack viel ich unter den ganzen schwarzen Menschchen nicht mehr auf.. Weiter ging das „umstyling“ dann durch die Fotografie auf die mich Freunde ansprachen (ein paar Bilder pack ich in nen Anhang :)
Als meine Eltern dann anfingen das ganze nicht mehr so toll zu finden war es für mich eher ein anlass noch weiter zu gehen, mein Kleidungsstil änderte sich von punkig auf triefschwarz, ich hab mir die Nase piercen lassen und agefangen occultes Zeug zu sammeln und gruftige Musik zu hören, mein Zimmer hab ich daraufhinn komplett schwarz gestrichen.
So ging das ung. zwei Jahre bis ich mir selbst zu langwilig wurde und widerrum von neuen Menschen beeinflusst wurde.. mehr aus der Punk und Hippie Scene^^ So blondierte ich mir den vorderen Teil meiner noch verbliebenen Mähne, packte an den hinerkopf ein paar dreads mit allerlei gebaumel drinn, Nähte unmengen an Patches Nieten und Glöckchen an meine Klamotten und passe nun nicht mehr so ganz unter die goths.. allerdings sind die Freunde aus der ecke geblieben, und somit auch die Parties bei denen ich nun auffalle wie ein bunter Hund ._.
Das wäre die ganze Storry eigentlich in kurzfasung :)
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[toggle title=’Ki‘ show=’false‘]Hallo Erbse,
ich habe mit der gesamten Schwarzen Szene, zu der auch die Gothic-Szene gehört, zwiegespaltene Erfahrungen gemacht. Mit etwa 13 Jahren habe ich angefangen, mich über sie zu identifizieren.
Primär geht es in der schwarzen Szene darum, der gemeinen Popkultur in eine etwas düstere Subkultur zu fliehen, die sich stark mit anthropologischen Themen in künstlerischer Darstellung auseinandersetzt, was sich auch vor allem in Musik, Lyrik und Aussehen wiederspiegelt, wobei letzteres ursprünglich vor allem dazu diente, sich einfach von der gemeinen Popkultur abzugrenzen. Gothic ist eine Subkategorie der Schwarzen Szene, die sich noch einmal verstärkt mit dem Menschen, mit Religion und der Verendung auseinandersetzt.
Der Rest der Schwarzen Szene grenzt sich leider mittlerweile fast nur noch durch Musikgeschmack und Kleidungsstil von einander ab und ist größtenteils zu einer Modeerscheinung verkommen. Hierin liegt auch mein größter Kritikpunkt, denn die einst tiefgründige Szene besteht heute beinahe ausschließlich aus Szenesplittern, die einander häufig anfeinden und Künstlern, die kommerziellen Erfolg suchen, während leider nur noch wenige Künstler übrig geblieben sind, die immer noch die Essenz der Schwarzen Szene repräsentieren.
Vor allem Oswald Henke wäre hier zu nennen, der meiner Ansicht nach der genialste lebende Dichter ist (seine Gedichten könnten einen guten Einblick darin geben, welche Thematiken die Gothic-Subkultur auszeichnen), sich allerdings aufgrund der genannten Schwierigkeiten in der Schwarzen Szene und der zunehmenden Intoleranz immer mehr von dieser abgrenzt.
Jedoch muss ich sagen, dass gerade der Gothic-Sektor der intolerant werdenden Schwarzen Szene zugleich die toleranteste Subkultur bietet, die mir je begegnet ist. Hier ist meiner Erfahrung nach jeder willkommen und wird respektvoll behandelt, wobei es natürlich auch hier arrogante Individuen gibt, die beispielsweise jüngere Personen oder Menschen mit alternativen Ansichten nicht ganz ernst nehmen.
Mittlerweile habe auch ich mich etwas von der Schwarzen Szene distanziert und die typische Mode habe ich ohnehin nie wirklich mitgemacht, meine Verbindung zur Gothic-Kultur blieb jedoch bisher immer bestehen.
Ich bin nicht sicher, ob diese Ansichten und Schilderungen deine Erwartungen erfüllen, aber ich sagte ja schon vorher, heute sei die Szene nicht mehr sonderlich spannend. :x
Mit freundlichen Grüßen,
Ki
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[toggle title=’Ilfirin-Tanneh‘ show=’false‘]
Schwarz – Das neue Bunt?
Gern werden schaulustig jedes Jahr an den Pfingstfeiertagen, die Kameras in Sachsen aufgestellt, um
über die Gothic-Szene in Deutschland zu berichten. Jung und Alt erfreut sich am vorübergehenden
gesellschaftstauglichen Schwarz für die breite Masse. Die Gruftis sind dieser Tage in aller Munde…
Aber was genau fasziniert nun am morbiden Aussehen? Warum ist man ein Gothic?
Diese Fragen stellen meist nur wenige. Oft heißt es:
Wie sehen die aus? Da bekommt man ja einen gewaltigen Schreck! Die reden ja nur von Tod und wissen eigentlich gar nicht was das bedeutet! Wart mal ab wenn sie selbst Angehörige verlieren… Also die Eltern dieser Kinder… ich bin froh, dass ich mit dieser Schicht nichts zu tun habe!
Es gibt natürlich auch positive Resonanz: zum jährlichen Wave-Gotik-Treffen in Leipzig sind es gerade
die Bürger der heimlichen Landeshauptstadt die gemeinsam mit den Schwarzen eine schöne
Pfingstzeit verbringen möchten – man wird freundlich angesprochen und fotografiert.
Ist das Festival wieder vorrüber, fügt der düstere Festivalbesucher sich wieder in sein persönliches
Alltagsgeschehen – ein gewöhnliches Spagat zwischen Arbeit und Familie und Hobby. Um den
Vorteilen gleich anfänglich den Gar aus zu machen:
JA, Gothics gehen ganz gewöhnlichen Berufen wie Verkäufer oder Postbote nach, sowie sie aber auch
spezielle Jobs haben wie beispielsweise Schornsteinfeger oder Bestatter (da passt das Outfit so gut,
deshalb^^). JA, sie leben in gewöhnlichen Wohnungen oder Häusern und NEIN hier sind nicht immer
alle Wände schwarz gestrichen oder im Schlafzimmer stehen Särge anstelle von Betten; JA, sie
nehmen gewöhnliche Nahrungsmittel zu sich und NEIN sie sind nicht so viel anders als andere und
doch unterscheiden sie sich vollkommen in ihrer Art und Lebensweise!
Persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit Aussehen und Kultur
Es ist Herbst – der Wind weht kalt die letzten Blätter vom Baum. Ich stehe an der Haltestelle und
warte auf auf die Straßenbahn. Ich schließe den Kragen meines Mantels, drehe die Musik in meinen
Ohren lauter; so bekommt man weniger von seiner Umwelt mit. Immer wieder passieren
Augenpaare meinen Blick – man wird von oben nach unten gemustert und sofort wieder aus dem
Blickfeld verbannt – zu düster, zu unangepasst, zu unseriös. Das ist die Botschaft, die unbekannte
Augen aussenden „Komm mir ja nicht zu nahe!“.
„Mir doch egal, lass sie reden und gucken, was kümmern mich andere!“
Immer wieder und wieder wird man angestarrt, sieht in fassungslose Gesichter, bemerkt wie
Menschen die Straßenseite wechseln oder anfangen zu flüstern. Zeitweise wird man auch angepöbelt
und als Satanist beschimpft nur weil man dunkles Make-Up, Stiefel und einen bodenlangen Mantel
trägt. Was kommt noch?
„Nein, ich ändere mein Aussehen nicht! Warum sollte ich, jeder trägt die Kleidung die er tragen will!“
Wer sich unkonventionell kleidet, muss damit rechnen, dass die gewöhnliche Gesellschaft darauf
reagiert – nur die Art der Reaktion ist verschieden. „Provokation vs. Etikette“ lautet die Devise. Man
versucht zu provozieren, um das bunte Umfeld, auf die graue Schattenseite aufmerksam zu machen.
Es gibt noch eine andere Welt neben Party‘s, Spass und Fröhlichkeit. Das Leben ist so vielseitig und
damit auf einer Seite auch bitter und trüb. Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschheit will gar
nicht hinter die Grundfesten sehen. Der Alltag ist voll gepackt mit Stress, Leistungsdruck,
Schnelllebigkeit und Disharmonie sodass darüber hinaus ganz vergessen wird, dass es noch andere
Dinge, nämlich Emotionen und Werte, gibt die einen viel höheren Stellenwert haben als Geld, Macht
und Schönheit!
Genau hier, klärt sich die Frage „Warum gibt es die Schwarze Szene?“. Menschen finden sich in
solchen Szenen zusammen, weil sie nach Auswegen suchen – Auswegen aus der Gewöhnlichkeit, aus
der materiellen Welt, aus der perfekten Scheinwelt. Sie treten in eine Art Fantasiewelt ein, in der
Menschlichkeit und Gefühle wichtig sind. Es hat keine Bedeutung wie ein Mensch äußerlich aussieht,
er darf er selbst sein, er muss sich nicht die Haare färben um dazuzugehören, er wird „angenommen“
und ist dadurch „angekommen“.
Von hier an Schwarz
Meine schwarze Geschichte begonn in den Neunziger Jahren: zum ersten Mal hörte ich metallische
Klänge durch die Lautsprecher dringen, sah dunkle Gestalten durch die Straße wandern – ich war
sofort begeistert. Was war das? Es war so „anders“? Ich fragte Freunde und Bekannte, aber alle
winkten ab: „Ist wieder nur so `ne Spinnerei!“. Aber das war es für mich ganz und gar nicht!
Mit der Zeit, kam auch der Rat. Als Ende der Neunziger eine Art Grufti-Boom einsetzte war es um
mich geschehen! Mein Herz wurde schwarz und das kam nicht vom Rauchen :)
Für mich war klar, dass ich meine Lebenseinstellung auch nach außen tragen will und fort an sah man
mich nur noch in schwarzer Kleidung. Die Meinungen über mein Outfit gingen weit auseinander –
von komisch bis Oh-mein-Gott war alles dabei. Nun konnte man sehen, welches treue, ehrliche
Freunde waren und wer sich schnell in seine bunte Welt verzog. Die eigene Familie hatte ebenfalls
große Schwierigkeiten mit meinem Aussehen – auch hier erlebte ich alle denkbaren Reaktionen,
jedoch konnte ich hier nicht sagen „Ahoi, dann geht doch“, denn eine Familie kann nicht
ausgetauscht werden! Bis heute gefällt dieses Schwarz einigen wenigen Angehörigen nicht so sehr.
Jedoch haben sie gelernt, sich damit zu arrangieren (schließlich hatten sie auch keine Wahl).
Heute kann sich keiner vorstellen, dass ich anders aussehen würde; ist das nicht grotesk?
Immer wieder mal, höre ich Fragen wie „Ja und wenn du mal alt bist, du kannst doch nicht mit 70
immer noch so rumlaufen!“ – ich sage DOCH, ich kann und werde! :)
Ich bin seit langer Zeit in der Gothic-Szene unterwegs und kann abschließend sagen, dass das
„Schwarzsein“ zu meiner festen Lebenseinstellung geworden ist – und das zu jeder Tages- und
Nachtzeit. Ich lebe mein Schwarz so aus, wie ich es für richtig halte, ich störe dabei niemanden, ich
muss keine Rechenschaft ablegen. Ich bin so wie ich bin und das ist für mich der einzig wahre Weg!
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Where words fail music speaks
Da Gothic als Kultur nun mal auch viel mit Musik zutun hat, komme ich nicht daran vorbei euch eine Playlist bei Spotify mitzugeben. Ich höre in dieser Richtung nicht sonderlich viel, aber ein Teil von dem was ich mag zuzüglich ein paar Klassikern, habe ich zusammen gestellt. Mit dabei sind so Bands wie The Cure, Welle: Erdball, Deine Lakaien und die Dresden Dolls. Außerdem Zombina & The Skeletons, welche einer meiner absoluten Lieblingsbands ist.
Ich muss zugeben, dass ich mich mit einigen Alternative-Bands, Musik aus den 60ern und mit Hip Hop jedoch am Meisten identifizieren kann.
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Schöner Posts und tolle Berichte. :) Mir gefallen deine Fotos sehr gut, du siehst einfach toll aus. <3
Ich selbst habe mich nie irgendwo eingeordnet, aber wenn ich mich einordnen müsste, würde ich mich in der Mitte vom typischen Metalgirl und Gothic/Grufti einordnen. Musiktechnisch war ich von klein auf schon eher dem Rock zuzuordnen (bis auf so Ausschweife wie Aaron Carter oder Britney Spears ;D). Ich war durch die Scheidung meiner Eltern oft bei meinem Opa, bei dem mein Onkel noch lebte. Dieser war musikalisch immer bei U2, REM, Depeche Mode usw. einzuordnen. Dadurch war ich schon viel mit dieser Musik in Kontakt und beeinflusst und Metallica war meine erste richtige Lieblingsband. Aber richtig schwarz angezogen habe ich mich erst mit 12. Als diese HIM und The Rasmus Zeit anbrach. Ich war viel in "dunklen" Chats unterwegs, las viel und bekam immer mehr von der Musik Richtung Gothic mit. In der Szene verkehrte ich hier dann auch. Aber als richtigen Goth hatte ich mich nie angesehen, ich hatte kein Lack- und Leder, sondern eher Basics oder Spitze an und fühlte mich sehr wohl damit. Da ich mehr Grufti als Goth genannt wurde, gewöhnte ich mich auch daran. Als ich Konzertgänger wurde, kamen auch mehr und mehr Bandshirts dabei, die ich bis heute natürlich auch immer noch sammle und trage. Ich ziehe mich so an, wie ich mich an jenem Tag fühle. Mal Bandshirt, mal schick in Spitze. In der Szene verkehre ich nicht mehr soviel, weil die wie ausgestorben scheint, weil auch Freunde oder die Leute, die ich darin kennen gelernt habe, sich entweder davon entfernt haben oder nicht mehr weggehen. Welche, die Goths waren und immernoch sind, verkehren in einem Club, das weiß ich, aber sonst ist da auch nicht mehr viel zu holen. Ich denke einfach, man ist, wonach man sich fühlt. Was genau einem zum Goth macht, oder Goth ist, definiert sich ja jeder selbst. Ich wäre wohl ein romantischer, nostalgischer Goth, sowohl gefühlsmässig, wie auch von der Klamotte.
Danke vorneweg für den persönlichen Eindruck, den du hier gewährst! Und das Makeup ist absolut gelungen! Ich schaue immer wieder neidisch auf deine perfekte Eyelinerlinie ♥.
Auch wenn es mich ein wenig nachdenklich stimmt. Warum ist es eigentlich so wichtig für alle drum herum, jeden in eine bestimmte Subkultur einzuordnen? Klar verstehe ich den übliche Attribution, die jeder betreibt und ich selber mag den üblichen Grufti/Hardcore/Hipsterlook mehr als Baggypants und Co., aber über die Person sagt es letztendlich wenig aus.
Das mit den üblichen Zuschreibungen, du bist Satanist usw. kenne ich auch noch aus meiner eigenen Jugend und auch ich habe mich mit manchen „Szenekram“ erst beschäftigt, weil ich so beleidigt/betitelt wurde.
Auch heute noch werde ich auf häufig durch die Zuschreibungen „schwarz“, „untot“ und „Veganerin“ beschrieben und meist kommt dann so ein Nebensatz wie: aber professionell/freundlich/… .Ich finde es inzwischen eher lustig, aber eben auch manchmal doof, wenn dan sowas kommt, wie du siehst zwar so und so aus und isst kein Fleisch, ABER du bist ja total lieb! Nicht falsch verstehen. Ich finde Subkulturen immer wieder recht interessant, obwohl ich mich nie so wirklich zugehörig fühle. Ich finde nur inzwischen werden fast alle Subkulturen so krass kommerzialisiert und medial omnipräsent, dass ich mir einfach wünschen würde, dass gleichzeitig mit dem üblich Schockeffekt auch die üblichen Vorturteile schrumpfen würden.
Viele liebe Grüße!
Ein sehr schöner Artikel mit tollen Fotos. Ich verfalle glatt in eine kleine Gothicmelancholie.
Deine Jugendbeschreibung könnte fast exakt von mir kommen (bis auf das mit den zerkratzten Tapeten – ehrlich mal, WTF? Aber mittlerweile schon lustig). Auch ich wurde ziemlich plötzlich ziemlich schwarz (exklusive Schminke, mehr als ein bisschen schwarzen Kajal auf der Wasserlinie gab’s bei mir jahrelang nicht). Und bin seither auch sowas wie ’ne Gothic-Sympathisantin. Mir gefallen einfach sehr viele der Stile optisch, auch einiges an Musik (wie ich aber vor kurzem gelernt habe, gehöre ich da wohl mehr zur Schwarzen Szene allgemein denn wirklich zum Gothic). Und die Menschen, die ich auf Festivals oder Parties kennengelernt habe, sind oftmals besonders. Sehr sympathisch, sehr lustig, sehr freundlich. (Natürlich gibt’s auch Idioten, wie überall, aber davon sind mir wenige begegnet.)
Allerdings fällt mir auch desöfteren eine gewisse Oberflächlichkeit auf: Gerade auf Festivals gibt es zwar wirklich wunderschöne „Kostüme“ und Aufmachungen zu bewundern, gleichzeitig kann ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, Zeuge eines Ausgefallenheitswettbewerbs zu werden. Aber vermutlich findet man ein gewisses Konkurrenzdenken überall, wo es um Ästhetik geht.
Was mir bei Subkulturen ganz allgemein immer wieder auffällt, und warum ich auch nicht Teil einer sein will: Fast alle möchten möglichst individuell sein und grenzen sich deswegen vehement vom „Mainstream“ (von dem ich mittlerweile gewisse Zweifel habe, ob es ihn überhaupt gibt) ab – mit dem Ergebnis, dass sie am Ende doch alle nahezu gleich aussehen, das Gleiche mögen und verachten, und damit viel uniformer werden als der Mainstream selbst. Und sie scheinen es nichtmal zu merken. Darüber muss ich regelmäßig schmunzeln.
Achja, in den beiden Einleitungssätzen (bzgl. Blogger-Kollektiv) fehlt glaub ich irgendwas. Oder seh nur ich da zwei Lücken? (Hab seit kurzem so ’n neues Plugin, das Skripte einschränkt, vielleicht ist das auch wieder da am Werk, dürfte aber eigentlich nicht.)
Ich hätte ja auch gern was zu der Thematik beigesteuert, als ich deinen Aufruf bei Facebook sah, aber ich wusste nun echt nicht was ich aus dem Stehgreif erzählen sollte :(
Trotzdem kuhler Beitrag!
…und Deine Lakaien! Liebe ich immernoch :) Besonders Kasmodiah <3
Ich schließe mich an, ich finde das Makeup toll, und die schwarz-weißen Fotos ebenfalls!
Außerdem finde ich – soweit man das von den Fotos beurteilen kann – daß Du damals viel älter ausgesehen hast, als Du tatsächlich warst. Das empfinde ich bei Deinen aktuellen Fotos nicht so.
Ich selber war als Kind und Jugendliche extrem brav und angepaßt. Ein mustergültiges Vorzeigekind. So ein typisches, bei dem Eltern sich gern selbst auf die Schulter klopfen. Ein Klassiker fehlgeleiteten Erziehungs-Ehrgeizes. Der Weg des geringsten Widerstandes war das für mich damals, und – so wie dieser es immer ist – war er auch in meinem Fall nur am Anfang glatt geteert. Ich bin überzeugt mich heute als Erwachsene bei vielen Dingen schwerer zu tun, als ich es täte, wenn ich in meiner Jugend in irgendeiner Weise aufbegehrt hätte und angeeckt wäre. Das Gegenbeispiel sehe ich bei meinem Bruder. Der hat genau das gemacht, bei dem haben meine Eltern sich immer gefragt, was sie denn nur falsch gemacht hätten (ebenfalls ein Klassiker fehlgeleiteten Erziehungs-Ehrgeizes). Klar hatte er dadurch zwischen 10 und 20 manches Problem mehr als ich, aber heute hat er dafür einige weniger. Dahingehend, wie er viele Dinge anpackt beispielsweise, wie er mit Kritik umzugehen vermag (sowohl gerechtfertigter als auch unfairer), wie er echten oder vermeintlichen Autoritäten begegnet, etc.
Ich will Goth zu werden bzw. zu sein keineswegs als jugendliche Spinnerei abtun. Ich hoffe, ich werde dahingehend nicht mißverstanden. Aber daß wohl Jeder oder fast Jeder aus der Szene in seinem privaten Umfeld massiv aneckt, diversen Anfeindungen ausgesetzt ist und sehr, sehr viel Unverständnis erlebt, dürfte unzweifelhaft sein. Daß dies alles gerade in jungen Jahren persönlichkeitsprägend ist, ebenfalls. Und ich denke eben, man sollte zumindest in der Rückschau versuchen, dafür nicht nur seinerseits Wut zu empfinden, sondern diese Erfahrungen irgendwie – zu umarmen und zu schätzen. Denn mit einiger Wahrscheinlichkeit waren sie für die eigene Entwicklung durchaus fruchtbar. Wie ich heute aus eigener, leidvoller Erfahrung überzeugt sagen kann, denn mir hat das alles eben selbstverschuldet gefehlt – wie ich heute weiß.
Ablehnung und Vorurteile, die einem entgegengebracht werden, anzunehmen und ihnen einen gewissen Wert beizumessen, ist abgesehen von all dem meinem Empfinden nach grundsätzlich (zwar nicht immer, aber) oft die erhabenste Art sie zu entlarven.
Hallo Erbse,
ich kann zur Thematik grad nichts beitragen, verfolge aber deinen Blog schon länger gerne und wollte erstmal Danke für die vielen tollen veganen Beauty-Tipps sagen! Leider scheint euer RSS-Feed nicht mehr zu funktionien (ich nutze den von Firefox), ich kann den Blod auch nicht neu abonnieren. Vielleicht könnt ihr mal nachschauen, woran das liegt? Danke schonmal!
Liebe Grüße,
Sophie
Hallo Sophie,
oje… danke dir!
Habe den Fehler gefunden und behoben. :)
Liebe Grüße
Hach, so ging es mir ja auch – bis in die sechste Klasse war ich ganz brav und pink und sowieso Eigenbrödler, dann kam meine seitdem beste Freundin zu uns. Plötzlich war es schwarz, Slipknot und größtenteils viel zu große Bandshirts (von den großen Konzerten auf die wir mindestens 4x pro Jahr gingen). Irgendwann musste meine Mama mir dann eine Hälfte der Haare schwarz färben (ich wollte ja alles schwarz, aber da ich von natur sehr hellblond bin hätte das zugegebenermaßen bescheiden ausgesenen, auch da ich Makeup nicht entdeckt habe bevor ich ca. 15-16 war), die andere Hälfte wurde irgendwann pink… zugeordnet habe ich mich auch nie irgendwo, einerseits weil ich keine Szeneleute kannte, nur einen mehroderweniger Ex-Punk, andererseits weil ich Schubladendenken selber ja doof fand. So hatte ich selbst schnell meinen „Weg“ gefunden und ich denke, sowohl dadurch, auch als durchs biologische (fing alles sehr früh an), hatte ich mit die stabilste Pubertät in meiner Klasse oder sogar Stufe. Ich war bis jetzt nie betrunken, bekifft, habe nicht geraucht oder sonstwas. Es war einfach nie interessant für mich, obwohl ich durch Freunde an wirklich alles problemlos gekommen wäre, und Gruppenzwang gab es für mich nicht, da ich mit gleichaltrigen nicht viel zu tun hatte und meine Freunde allesamt vernünftig waren.
Ich hatte trotz allem auch nie ein starkes Selbstbewusstsein das ich so empfunden hätte, allerdings war ich wohl schon im Kindergarten tief drinnen unglaublich stark was meine Meinung betrifft. Bin zum Beispiel stets selbstangezogen dorthin und habe grundsätzlich rot geblümte Strumpfhosen mit pink karierten Röcken und blauen Shirts mit Tieren drauf getragen, und ich war sogar Trendsetter! Irgendwann finden andere an, so rumzulaufen :D Hab da noch Bilder von.
Ich war immer alleine, aber damit immer zufrieden, und ich bin, muss ich sagen, sehr stur wenn ich will – da kannste mit der Planierraupe kommen, bringt nichts. Aber was so das emotionale anging, war ich nie so richtig stark und sehr verschlossen. Daher kommt wohl mein Gefühl, nicht selbstbewusst zu sein. Ich kann persönlich nicht über Gefühle reden, habe mich immer liebe über SMS oder Internet ausgeheult, und das auch nur mit Freunden, die weiter weg wohnten.
In den letzten Wochen vor dem Abitur hatten wir in Psychologie dann irgendwann eine Aufgabenstellung, zu jedem aus dem Kurs einen kleinen Gedanken zu schreiben – mir ging es an dem Tag sowieso schon richtig kacke und so konnte ich dieser Aufgabe, etwas an Menschen zu schreiben, von denen ich teilweise nichtmal den Namen aus dem Stehgreif wusste, entfliehen. Ich selbst habe aber zu meiner Überraschung von allen einen Zettel bekommen und fast alle haben das gleiche geschrieben; ich wirke selbstbewusst und kompetent, habe meine eigene Meinung und bin „authentisch“, bringe mich deswegen zu wenig im Unterricht ein… tja, so kann das Äußere und Innere voneinander driften.
(Huch, jetzt ist es ein Roman.)
ach ja – gemobbt oder getuschelt wurde über mich soweit ich mitbekommen habe nie, obwohl ich mich sogar für Satanismus und sonstigen dunklen Kram „interessiert“ habe.. also in erster Linie habe ich irgendwelche Fachliteratur gelesen. Das wars %) Auch meine Freundin kann sich nicht erinnern, dass ich jemals Zielscheibe war. Es lag wohl an diesem ausgestrahlten Selbstvertrauen und meiner generellen „look at all the fucks I give“-Einstellung, mir waren die Leute in meiner Klasse eh egal.
Toller Beitrag, danke dafür! Und ich finde es super, dass Du die einzelnen Stimmen komplett mit reingenommen hast. Für mich sehr wertvoll ist übrigens die Spotify-Playlist. Einige Titel kannte ich noch nicht …
Liebe Grüße
Annette
Hi!
Ich wollte amals auch unbedingt in die Gothszene und war stolzes Mitglied auf der Seite vom schwarzen Berlin. Als ich jedoch mit meiner damals Besten zu einem Treffen des Forums ging, wurden wir arrogant und eiskalt abserviert. (Lustigerweise war Pink Püppi/Janine auch da^^) aber alles waren evil, true Goths^^ und wir waren wohl doch zu gut gelaunt ;-) *spaß* Jedenfalls kamen wir dann in die Emozeit und machten usner eigenes Goth-Emo-hexiges Ding drauß^^
Heutzutage höre ich immer noch gern EBM und liebe alle klischeehaften Goth-Dinge wie Patchouliduft und Friedhofsfotos^^
Hallo Erbse,
sehr schöner Bericht und noch schönere Fotos, die Frisur steht dir richtig gut und auch das Make-up passt perfekt zum Thema, ob ein „echter Goth“ Plugs mit dem Peace-Zeichen tragen würde, wage ich zu bezweifeln :)
In meiner Jugendzeit ging es mir ganz ähnlich wie dir, mit 13 habe ich durch einen Freund Marilyn Manson entdeckt und mich seitdem auch nur schwarz gekleidet und Haare schwarz gefärbt etc. Aufm Dorf und auf einer Dorfschule war es ein täglicher Spießrutenlauf,glücklicherweise habe ich im Internet über ein damaliges Manson-Fanforum gleichgesinnte in der nächstgrößeren Stadt gefunden. Allerdings war es offline gar nicht so leicht, in Kontakt zu kommen. Es gab da einen Typen, der sich gar nicht mehr einkriegen konnte, dass ich nur Springerstiefel für 40 Euro von Nix Gut hatte. Allgemein hat mich das ziemlich schnell genervt, dass es dort so einige oberflächliche Hanseln gab, die sich als Obermacker aufgespielt haben und wahrscheinlich nur dort waren um den jungen Mädchen dort unter die Spitzenröcke zu glotzen. Nachdem ich dann mal auf einem Lacrimosa-Konzert war, stand fest, dass ich wohl kein Real-Life-Goth werden würde, das war überhaupt nicht meine Musik. Mittlerweile habe ich nur noch die Piercings übrig und meine abgerissene Lederjacke, die mich an diese schwierige aber doch auch coole Zeit erinnern. Durch die Schikanen an der Schule habe ich gelernt mir ein dickes Fell zuzulegen und einfach mein Ding durchzuziehen. Ich finds toll, dass hier so viele Mädels ihre Erfahrungen teilen und das du dieses Thema mal, passenderweise zu Halloween, angesprochen hast. Deinen Blog und auch deine Youtubevideos kenne ich jetzt schon ein paar Jahre und freue mich zu sehen, wie du dich weiterentwickelt hast.
Liebe Grüße aus Berlin
PS: Kennst du das Buch „Jungsmusik“ von Micha-El Goehre? Dort geht es um einen Heavy-Metal-DJ und seinen „satanaffinen“ Freundeskreis und er rechnet mit einer Ladung schwarzem Humor mit all den gängigen Metaller-Klischeés ab, total herrlich.
Schön geschrieben!
Mit dem Make Up hatte ich es damals wie heute zwar nicht so, aber mir wurde nachgerufen, nachts heimlich Blut zu trinken. Selbst in der Stadt riefen mir ein paar gewisse Leute laut „BLUT!“ hinterher, selbst wenn ich sie heute nach Jahren noch wiedersehe bekomme ich nur „BLUT!“ an den Kopf geworfen. So what, ich stehe drüber, was damals aber wirklich nicht einfach war.
Nochmals zu erwähnen: gut geschriebener Artikel, irgendwo habe ich mich da doch wiedergefunden :D
Liebe Grüße,
Kaddy
Pingback: Keep calm and goth on. Again. | Blanc et Noir – Vegan Beauty Blog
Ach ja …
ich muss sagen, dass ich die Musik gerne höre. Ich höre aber auch gerne klassische Musik, mittelalterlich und keltisch angehauchtes. Und Musicals, rauf unf runter. Liebe alte Literatur, vor allem aus Frankreich.
Habe mich auch immer zur Gothic-Szene hingezogen gefühlt, besitze einiges an CD’s, Geschichten und Klamotten, in Schwarz und dunklen Farben fühle ich mich auch heute noch sehr viel wohler als in hellen Klamotten.
Richtig in die Szene rein, wollte ich mal ganz stark so mit 15, 16. Mittlerweile denke ich, dass es gut ist, dass ich so … mein eigenes Ding gedreht habe, bzw. drehe. Es stimmt halt schon, wenn viele Leute sagen, dass es lustig ist, wie man sich abgrenzen und individuell sein will, aber dann doch gleich aussieht und selbst alles anders Seiende/Denkende als „blöd“ abstempelt. Irgendwie auch kindisch und gar nicht tiefgründig, nicht :D?
Blöd angemacht wurde ich von anderen wegen meines Make Ups und meiner Kleidung nie. Ich bin eher in die romantische, viktorianische Richtung gegangen, meine Haare waren rötlich gefärbt, mein Make Up dunkel, aber „sanft“ – irgendwie gefiel das gerade älteren Leuten gut. Und ich hatte mich „Normalos“ (den Begriff find ich eig. doof, was ist normal? Man weiß ja nicht, wie es in anderer Leute Kopf aussieht!) gegenüber eben auch immer freundlich verhalten, bzw. machte Freundschaften nie von Szene-Zugehörigkeit abhängig.
LG,
Nerdanel