Ich weiss noch wie ich vor vielen Jahren das erste Mal mit Henna in Berührung kam. Eine damalige Freundin, die ich während eines Klinikaufenthalts kennenlernte, war die Tochter einer „Dritte Welt“-Ladenbesitzerin. Während diesen Wochen im selben Krankenhaus lernten wir uns näher kennen und irgendwann zeigte sie mir eine Papiertüte mit einem grünlichen recht ungewöhnlich riechenden Pulver. „Damit färb‘ ich mir jetzt die Haare und du kannst mir dabei helfen.“ – Äh ja. Klar. Mein Horizont hörte zu dieser Zeit noch am Drogeriestand für Chemiehaarfarben auf. Was soll ich sagen, die Erfahrung mit diesem „Henna“ und den Spass den wir beide während dieser Sauerei hatten, hat mich unweigerlich geprägt. ;)
Seit nun mehr fast vier Jahren färbe ich meine Haare mit Pflanzenhaarfarbe (nicht ausschließlich, alle paar Monate nutze ich chemische Farbe von Smart Beauty). Viel habe ich herumprobiert. Das musste ich auch, denn auf meine schwarze Matte wollte ich nicht verzichten. Ich bin eigentlich eine Blondine. Meine erste Haarfärbeaktion mit Henna (ich nutze fürs erste Mal tatsächlich ein Hennarot) verlief eher nüchtern. Das Ergebnis war leicht Orange, weil ich es einfach nicht lange genug in den Haaren hatte und beim ersten Mal auch nicht alles erwischte. Mittlerweile bin ich routinierter, auch wenn ich immer noch mal dazu lerne oder etwas verändere. In knappen Schritten will ich den Vorgang nun beschreiben.
Die Materialien:
- Pflanzenhaarfarbe (in Pulverform oder bereits als fertige Paste, bei sehr langen Haaren lieber 2-3 Päckchen á 100g – mögliche Farben: Henna, Indigo, Walnuss, Rhabarber – durch weitere Zusätze auch andere Nuancen)
- Handschuhe (Pflanzenfarbe ist ziemlich hartnäckig beim entfernen)
- Schüssel oder Schale (die unbedingt dreckig werden darf)
- Stäbchen oder ähnliches zum umrühren
- etwas Wasser zum anrühren
- Frischhaltefolie
- altes Handtuch
- optional: Roter Wein (verstärkt Hennarot), Schwarzer Tee (verstärkt Indigoschwarz), Öl (manche schwören darauf, aber ich konnte dem nichts abgewinnen, habe das Gefühl, dass die Haare durch die Ölschicht die Farbe nicht mehr so gut aufnehmen, Henna ist pflegend genug)
Das Vorgehen:
- Pulver in die Schüssel geben und mit sehr warmen Wasser begießen (optionale Zutaten dazu), umrühren bis eine geschmeidige Pampe entsteht, die nach Gefühl nicht zu fest und nicht zu flüssig sein darf
- während das Pulver ein paar Minuten quillt, am Besten schon mal das Badezimmer vorbereiten, gegebenfalls mit alten Handtüchern oder Zeitung auslegen, oder das ganze in die Badewanne verlagern, so dass der Boden nicht in Mitleidenschaft gezogen werden kann – Manko an dieser Methode: Kein Spiegel um zu sehen was man genau macht während des Färbevorganges
- Stirn, Ohren und andere Partien die vollgeschmiert werden könnten (nein, eigentlich nicht „könnten“, sie werden definitiv) mit einer fettigen Creme einreiben, sodass man hinterher nicht so viel Theater beim säubern hat
- Handschuhe anziehen, Schüssel in die Badewanne stellen, Kopf über die Badewanne hängen und mit den Händen die Pampe in die Haare kneten, aufpassen und alle Stellen erwischen, braucht etwas Übung
- Haare zu einem Dutt o.Ä. zusammenrollen, Frischhaltefolie packen, diese mehrmals um den Kopf wickeln und altes Handtuch drüberstülpen (Wärme ist beim Färbevorgang sehr wichtig)
- Bad sauber machen, Gesicht und Körper von Farbe befreien, Handschuhe ausziehen und dem Alltag fröhnen ;)
- Einwirkzeit wird meist um 2-4 Stunden beschrieben, ich schwöre aber auf die „je länger desto besser“-Methode, also rund 8-12 Stunden, gerne auch über Nacht (Achtung – Kissen mit Handtüchern schützen), besonders Hennarot wird so intensiver
- zum Schluss: mit klarem nicht zu warmen Wasser ausspülen bis keine Krümel mehr im Haar sind, okay, fast keine… ich gebe zu, dass das wirklich nicht so einfach ist, gerade bei sehr langen Haaren – Fertig!
Und sonst so?
Das Endergebnis von Pflanzenhaarfarben lässt sich nicht einfach so bestimmen, es kommt ganz auf die individuelle Beschaffenheit der Haare und die Ausgangsfarbe an. Pflanzenhaarfarbe hat keine aufhellende Wirkung, aber schwarzes Haar kann durch zum Beispiel durch Henna einen roten Schimmer bekommen. – Bevor man vor hat mit Pflanzenhaarfarbe zu färben, sollte man einige Wochen auf Silikone im Shampoo verzichtet haben, da diese die Aufnahme der Farbe beeinträchtigen. Der größte Unterschied zwischen herkömmlicher Chemiehaarfarbe und Pflanzenhaarfarbe ist die Wirkung auf das Haar selbst. Chemiehaarfarbe entzieht dem Haar die Pigmente und ersetzt sie durch synthetische. Die Folge ist brüchiges und stumpfes Haar. Pflanzenhaarfarbe hingegen legt sich bloß auf die äußere Schuppenschicht. Dadurch verblasst das Farbergebnis minimal schneller als bei herkömmlicher Farbe. Alle 6 Wochen sollte man ungefähr nachfärben. Wichtig: Pflanzenhaarfarbe ist eine richtige Farbe und nicht etwa eine Tönung die man leicht wieder aus dem Haar bekommt. Pflanzenhaarfarbe hat außerdem die Eigenschaften feine Haare etwas dicker, geschmeidiger und glänzend zu machen. Wie oben bereits erwähnt, wird die Haarstruktur nicht angegriffen, weshalb nach einer Färbung auch nicht mit einem speziellen Shampoo gewaschen werden muss. Den meisten Chemiehaarfarben liegt ein Päckchen Shampoo bei, welches viele Silikone enthält, die uns gesunde Haare vortäuschen sollen.
Es gibt natürlich die Möglichkeit auch vom Friseur die Haare durch Pflanzenfarbe gefärbt zu bekommen. Doch hier sollte man kritisch sein und genau nachfragen ob es sich wirklich um ein rein pflanzliches Produkt handelt. Oft ist den irrtümlichen Pflanzenhaarfarben noch Chemie untergemischt. Auch beim Kauf im Laden um die Ecke sollte man genauer hinsehen und überlegen. Es kommt vor, dass in billigen Farben Pestizide und Schwermetalle (Blei) beigemischt wurden. Geiz ist hier also nicht unbedingt geil. :)
Und Henna?
Henna ist ein rotfärbendes Pulver des Hennastrauchs, welcher in Indien, in Ostafrika, im gesamten Orient aber auch in Nordaustralien sowie im tropischen Amerika wächst. Hennapulver und somit auch Pflanzenfarben haben eine sehr lange Tradition. Neben der färbenden Wirkung für Haut, Haar und sogar Nägel, wird es auch zur Pflege verwendet. Hierfür gibt es zum Beispiel farbloses Henna zu kaufen.
Habt ihr Fragen oder Ergänzungen? Färbt ihr euch die Haare? Womit? Und habt ihr Erfahrung mit Pflanzenhaarfarbe?
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Als ich bei meiner ersten Hennafärbung etwas verzweifelt unter der Dusche stand und den Eindruck hatte, niemals wieder ohne Hennakrümel herumlaufen zu können, habe ich mir meine Bürste unter die Dusche geholt, um zumindest die Haare wieder etwas zu entwirren, damit die Krümel auch wieder eine Chance haben, meine Haare zu verlassen.
Also habe ich frustriert unter der Dusche gestanden und mir unter fließendem Wasser (etwas Trost braucht der Mensch) meine Haare gebürstet. Binnen kürzester Zeit hatte sich mein Problem in Luft aufgelöst und ich konnte die Dusche mit weichen, wundervoll roten Haaren verlassen. :)
Hallo Jelka :)
Das ist eine tolle Idee!
Was für eine Bürste benutzt du dafür? Ich komme mit den üblichen Plastikbürsten bei meinen langen Haaren nicht so zurecht. Aber was anderes lässt sich ja nur schlecht mit unter die Dusche nehmen.
LG
Hallo, Erbse!
Da musste ich doch direkt mal gucken gehen, wie’s der Bürste geht. :D (Es ist nur eine Ersatzbürste.)
Noch geht’s ihr soweit gut, kein Unterschied zu vorher. Aber bestimmt wird sie bei der Behandlung nicht ewig halten.
Sie ist von ebelin, helles Holz, schmal und hat mutmaßliche Plastik-Nübsis plus Vielleicht-Borsten. Genauer weiß ich es leider nicht, aber ich vermute, wenn du im DM stehst, wirst du sie erkennen. (Auch wenn sie nicht vegan ist, weißt du zumindest schon mal die Richtung.)
Ich danke dir übrigens für die ganzen Infomationen hier. Seit Dezember bin ich nun auch shampoo-frei und abgesehen von der Alepposeife komme ich mit allen Pflegetipps sehr gut zurecht.
Ich hab‘ die Haare schön. :)
Hey Erbse, gibt es irgendwo so einen Vergleich dass man ungefähr sieht welches Ergebnis dabei rauskommt? Also diese vorher/nacher Streifen die immer auf den chemischen Packungen aufgedruckt sind.
Ich würde Henna (rot!!!) soooo gern mal ausprobieren hab aber Angst dass es zu dunkel wird.
Hallo zusammen,
weiß jmd., ob wenn man gerade erst chemisch gefärbt hat (leider) es möglich ist auf Pflanzenhaarfarbe umzusteigen. Ab wann? Soll ich also ein paar Wochen warten?
Bin von Natur aus dunkelbraun und möchte den Rotstich eher meiden. Also im Endeffekt ein schönes Braun haben. Nicht zu dunkel.
Könnt Ihr was empfehlen?
Der Blog ist schön gemacht!
Viele Grüße
Hallo Amoula,
danke für dein Lob. :)
Wenn du erst chemisch gefärbt hast, solltest du unbedingt einige Wochen warten. Mindestens vier. Und silikonfreies Shampoo benutzen, sonst hält die Pflanzenhaarfarbe nicht so gut im Haar.
Liebe Grüße,
Erbse
Hallo,
ich bin noch Henna Jungfrau und kenne mich daher kein Stück aus :D Bisher habe ich meine Haare immer blondiert und dann mit Manic Panic bunt gefärbt, allerdings möchte ich jetzt mal etwas natürlicheres testen. Mein Problem ist jetzt, dass meine Haare noch blondiert sind (nicht super hell) und ich gelesen habe, dass man da besser die Finger von Henna lassen soll. Hättest du da vielleicht nen Tipp für mich? :)
Liebe Katharina,
es gibt da keine Garantie. Am Besten wartest du ein paar Wochen und wäscht nur noch mit Shampoo (oder Anderem) ohne Silikone. Dann würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen.
Liebe Grüße
Hi Erbse,
Bin leider seit 3 Jahren ungefähr Allergikerin. Habe meine Haare seit dem ich denke kann immer schwarz gefärbt. Habe oft Henna ausprobiert. Leider nimmt das schwarz nicht an, die Haare werden eher braun. Gibt es vllt noch andere Naturhaarfarben außer Henna.
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Hallo und noch eine Erfahrung!
Ich tue noch einen Schuss Essig, Balsamico- in die Henna Mischung – das hält die Farbe länger! Ich henna meine Haare seit vielen Jahren und bereue es nicht! Meine Haare sind lang und rundherum gesund – da ich nur mit einem selbstgemachten Haarwaschmittel aus Waschnüssen, mein Haar pflege, noch nie meine Haare chemisch gefärbt habe danken meine Haare es mir mit Gesundheit!
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