Willkommen zum ersten Do it yourself-Donnerstag. So habe ich diesen Tag, der alle zwei Wochen wiederkehrt ganz spontan mal getauft. Heute gehe ich mit euch der Frage auf den Grund, ob man aus Nüssen tatsächlich Shampoo herstellen kann und wie das Ganze funktioniert. In der Übersicht: Alternative Haarwäsche erläuterte ich bereits knapp den Gebrauch von Waschnüssen als Haarwaschmittel. Falls euch neben dieser Methode noch weitere Alternativen zum herkömmlichen Shampoo interessieren, ist dieser Artikel also wie für euch gemacht. :)
Zweieinhalb Jahre wasche ich nun schon meine Haare ohne Shampoo. In dieser Zeit hatte ich natürlich die Möglichkeit viele alternative Wasch- und Pflegemethoden auszuprobieren. In den nächsten Wochen möchte ich generell dazu mal ein Update schreiben und meine Haare in ihrem heutigen Zustand zeigen.
Ich merke, dass es für meine Kopfhaut und meine Haare wichtig ist, nicht immer mit der gleichen Methode zu waschen. Jede hat so ihre Tücken und Vorteile.
Die Waschnüsse schneiden für mich als eine der besten Alternativen sehr positiv ab. Die Handhabe ist einfach, wenn auch zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig, da der Sud (wenn nicht mit Hilfe eines Zusatzes verdickt wird) eben doch sehr dünnflüssig ist. Es ist wichtig, den Waschnuss-Sud besonders in den Haaransatz einzumassieren. Sorgfalt ist gefragt, da hier kaum etwas schäumt und die Verteilung im Haar dadurch erschwert ist. Unbedingt an die Schläfen denken, denn die vergesse ich manchmal versehentlich extra einzureiben. Und aufpassen, dass nichts in die Augen kommt. Das brennt nämlich sehr unangenehm. ;D Wer ähnlich langes Haar wie ich hat, kann auch ein bisschen was in die Längen geben. Ansonsten ist das nicht notwendig, da beim Ausspülen genügend vom Sud durch die Längen fließt. Bevor aber ausgewaschen wird, sollte man ein paar wenige Minuten warten und die Waschnüsse im Haar wirken lassen. Man kann sehr leicht testen, ob lange genug gewartet wurde. Denn wenn man die Haare leicht ausdrückt und das rauslaufende Wasser noch klar, anstatt trübe ist, dann sollte man noch etwas Geduld haben. Eine saure Rinse/Spülung ist danach nicht mehr notwendig.
Leute ohne Rückenprobleme könnten versuchen die Haare in eine Schüssel die mit dem Sud gefüllt ist, zu tunken und dann einfach mit den Händen immer wieder was über den Haaransatz laufen zu lassen. So fällt das Verteilen nicht so schwer und man kann sich sicherer sein wirklich alles erwischt zu haben.
Meine Haare fühlen sich nach der Waschnusswäsche sauber und gepflegt an. Das sollte selbstverständlich eine Grundvoraussetzung sein. Was diese Methode für mich aber besonders attraktiv macht, ist das doch sehr weiche und dennoch volle Haar danach. Mir ist zudem aufgefallen, dass meine Haare nach der Wäsche richtig schön glänzen. Viele andere Möglichkeiten wie etwa die Aleppo-Seife, trocknen die Haut bei längerem Gebrauch aus, weshalb ich gerne dazwischen hin und her wechsele. So mild wie Lavaerde ist es aber natürlich nicht.
Das Rezept
Es gibt viele verschiedene Varianten von Waschnuss-Shampoo. Als erstes stelle ich euch mein Lieblingsrezept vor, welches ich die letzten Monate ausschließlich für Waschnüsse genutzt habe. Für einen Liter Waschnuss-Sud benötige ich:
- ungefähr 15 bis 20 Waschnusshälften
- 1 gestrichenen Teelöffel Zitronensäure (damit ist das Pulver gemeint)
- 1 Liter (optional: destilliertes) Wasser
All das in ein geeignetes Gefäß geben. Eine alte Shampooflasche ist möglich, aber auch eine normale Glasflasche oder zum besseren Dosieren hinterher eine gut ausgewaschene Spülmittel-Flasche. Gegebenfalls dann natürlich die Mengen des Rezepts anpassen. Kürzlich brachte mir meine Mutter die auf dem Bild zu sehende Plastikflasche mit, die ursprünglich wohl für Salatsoßen, Senf und Co gedacht war. Sie hat eine winzige Öffnung und dient daher perfekt als Behältnis für den Sud.
Leider ist das Shampoo nicht sofort einsatzbereit. Ich lasse es so meistens zwei Tage lang ziehen und schüttele es ab und zu. Das zuerst noch klare Wasser, verfärbt sich schnell in den bräunlichen Sud den wir haben wollen. Kühl gelagert, hält sich der Sud bestimmt so seine ein bis zwei Wochen. Bei uns hat die Flasche einen festen Platz im Kühlschrank bekommen. Ein Liter reicht bei meiner Haarlänge für ungefähr 4 bis 6 Haarwäschen. Und falls dann doch mal was übrig bleibt, eignet es sich ebenso gut für sämtliche Reinigungsarbeiten im Haushalt, sowie Handwäsche etc.
Einfrieren ist allerdings auch eine gute Möglichkeit.
Wem die Konsistenz zu flüssig ist, kann das Shampoo noch mit Guarkernmehl, Xanthan oder Johannisbrotkernmehl verdicken. Ein Teelöffel sollte da auf einen Liter Wasser reichen. Aber das könnt ihr ja nach Belieben ausprobieren. Statt Zitronensäure ist ebenfalls Essig (zum Beispiel 1 bis 2 Esslöffel Apfelessig; der von Alnatura ist vegan) als Zugabe möglich. Eines von Beiden sollte allerdings schon enthalten sein, da es zumindest bei mir die Waschwirkung verstärkt. Für Leute mit sehr empfindlicher Kopfhaut, ist der Versuch ohne Essig oder Zitronensäure dennoch wert.
Wer es dann doch eiliger hat und nicht zwei Tage warten möchte bis die Masse durchgezogen ist, kann die Waschnussschalen auch in einem großen Topf aufkochen. Währenddessen aber unbedingt am Herd bleiben, denn das schäumt wirklich extrem.
Wie immer gilt, dass dieses Rezept viele Abwandlungen verträgt. Über verschiedene Kräuter bis Essigzusätze ist alles möglich. Kürzlich habe ich auch irgendwo gelesen, dass man den Sud mit einem Milchaufschäumer richtig gut aufschäumen kann und mit diesem Schaum die Haare wäscht. Lässt sich dadurch sicherlich besser auf dem Kopf verteilen. Ausprobiert habe ich es aber (noch) nicht.
Was sind Waschnüsse überhaupt?
Waschnüsse wachsen am Waschnussbaum, der zur Gattung der Seifenbäume gehört. Heimisch sind sie in den tropischen und subtropischen Gebieten Asiens, wo die Nüsse traditionell zum Waschen von Haaren und Kleidung verwendet werden. Aber auch in der ayurvedischen und chinesischen Medizin sind sie als Heilmittel bekannt. Der Baum trägt nach zehn Jahren seine ersten Früchte, die dann etwa neunzig Jahre lang jeden Herbst geerntet werden können.
Ähnlich wie Kastanien enthalten die Nüsse des Waschnussbaums einen hohen Anteil an Saponin (etwa 15%), was für die Waschkraft der Nussschalen verantwortlich ist.
Was spricht für die Haarwäsche mit Waschnüssen?
- vegan und tierversuchsfrei
- natürlich, umweltfreundlich, ökologisch unbedenklicher als herkömmliches Shampoo (Trotzdem sei angemerkt, dass für Waschnüsse zum Beispiel lange Transportwege überwiegend aus Indien und Pakistan anfallen. Ich erachte Waschnüsse und andere pflanzliche Alternativen dennoch als das kleinere Übel für Mensch, Tier und Natur.)
- milder als herkömmliches Shampoo, Anti-Schuppen Wirkung
- einfach selbst herstellbar
- in Bio-Qualität erhältlich
- etwaige Unterstützung von fairem Handel (je nach Bezugsquelle)
- unbedenklich für Kopf, Haut und Haar, gut verträglich
- kostengünstig
- kompostierbar
Und? Habt ihr die Waschnüsse als Haarwaschmittel ebenfalls schon mal probiert?
Kaffeekasse
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Hallo =)
Da ich mit Roggenmehl als Shampoo-Ersatz überhaupt nicht klar komme und meine Haare nach dem Waschen immer noch fettig und strähnig aussehen wollte ich mich nur mal an das Rezept mit den Waschnüssen trauen.
Nun hab ich bei Amazon „Waschnuss-Bruch“ gefunden … laut Beschreibung „beinhaltet Kerne, ganze und halbe Nüsse“ was genau braucht man denn davon für dein Rezept, damit es gelingt? Also Schalen und den Nusskern oder nur die Schale?
Oder kann man auch „fertiges Waschnuss Liquid“ nehmen (gibts bei dem Onlinehändler mit dem kleinen a ;) )
Liebe Grüße und Danke für deinen Mut, alles zu probieren … ich stehe noch am Anfang von selbstgemachten Putz- und Waschmittel etc und werde sicher noch oft hier reinschauen =)