Der letzte Vivaness-Artikel für dieses Jahr. Ich habe mir ein paar ganz besondere Marken zurück behalten, da ich erst noch ein bisschen mehr recherchieren und vor Allem auch ausprobieren wollte. Der Fokus meiner Vivaness-Highlights liegt diesmal auf Naturkosmetikmarken, die etwas zurück geben. Zum Beispiel in Form von Spenden oder eigenen Projekten.
La Saponaria
Bereits im 8. Jahrhundert wurde in Italien Seife hergestellt. Natürlich noch nicht in der Form, wie wir sie heute kennen, aber Italien wurde nicht ohne Grund zu eine der Hochburgen großer und traditioneller Seifenkunst. Lucia wuchs in einer Familie auf, wo Seifen selbst gesiedet wurden und dies ganz selbstverständlich zum Alltag gehörte. Als sie Bio-Chemiker Luigi kennen lernte, war es wohl wie Topf und Deckel gewesen, denn beide verbindet die Leidenschaft für Seifen und deren zahlreicher Rezepturen und Anwendungsmöglichkeiten. Sie wurden nicht nur ein Liebespaar, sondern gründeten 2004 außerdem ihre eigene Manufaktur. La Saponaria war geboren.
Es war mir eine große Freude La Saponaria auf der Vivaness kennenzulernen. Vorab plante ich den Stand fest mit ein, da ich von der Seife “Syria” las, auf die ich gleich zurück komme. Dass ich dort aber so herzlich empfangen und noch viel mehr zu entdecken haben würde, habe ich nicht geahnt.
Mittlerweile hat La Saponaria nicht mehr nur Seifen im Sortiment, sondern umfasst Kosmetikprodukte für sämtliche Belange. Besonders ins Auge gefallen, sind mir da zwei Produktreihen.
“Hippiness” ist speziell für Männerhaut konzipiert und fiel mir auf, weil das Produktdesign erfrischend anders ist. Ihr kennt ja sicher alle die typischen Verpackungen, die Männer im Regal ansprechen sollen. Alles ist schwarz oder dunkelblau und mit einer über-maskulinen “Ich bin ja so hart und extrem männlich”-Attitüde gespickt. Im Gegensatz dazu empfinde ich “Hippiness” als absolut liebenswürdig und individuell. Der Name der Reihe rührt übrigens daher, dass in allen Produkten Hanf verarbeitet wurde. Ich habe gelernt, dass Italien tatsächlich eine der größten Hanf-Lieferanten war und so jede Menge Know How und regionale Möglichkeiten bestehen. “Hippiness” umfasst fünf vegane Produkte: Shampoo, After Shave, Rasier-Mousse, ein beruhigendes Serum und ein Deodorant.
Eine super Geschenkidee und besonders von Henrik begeistert beäugt, sind die DIY-Kits, die alles nötige enthalten um Kosmetik selbst zu machen. Das Kit zur Seifenherstellung interessiert mich am Meisten, da ich mir eigentlich schon seit Jahren vornehme, irgendwann einmal selbst Seife zu sieden. Es gibt aber zum Beispiel ebenfalls noch ein Set mit Kamille und Ringelblume, mit dem man Reinigung, Gesichtscreme und Gesichtswasser herstellen kann. Oder eines für Körpercreme aus Kakaobutter, eines für Gesichtswasser und Maske mit Brennnesseln und Salbei und noch eines für Basics. Auf den Produktseiten ist jeweils angegeben, ob ein Produkt vegan ist oder nicht. Die meisten sind es.
La Saponaria punktet nicht nur mit der authentischen, sympathischen Art und der Kosmetik-Expertise. Die italienische Naturkosmetik-Manufaktur hat sich zahlreiche Prinzipien auf die Fahne geschrieben. So ist es ihnen wichtig lokale Produzenten in ihrer Nähe zu unterstützen. Am Besten direkt um die Ecke. Wo das nicht möglich ist, werden Fair Trade-Projekte von überall aus der Welt herangezogen. Die Produkte sind aus biologischen Zutaten, überwiegend vegan und selbstverständlich tierversuchsfrei. Außerdem wird auf Palmöl verzichtet.
Wie eingangs schon erwähnt, war mein Hauptgrund für den Standbesuch die Seife “Syria”, die ihren Namen natürlich nicht einfach so trägt. Lucia und Luigi sind ergriffen vom Krieg in Syrien und dessen Folgen, sodass sie sich in der Pflicht sahen, den geflüchteten Menschen zu helfen. Kurzerhand war die Seife “Syria” entstanden, die Luigis eigene Interpretation der berühmten Aleppo-Seife ist. Ihr wisst ja, ich liebe die Olivenölseife aus Aleppo. Für jede “Syria”-Seife wird eine Seife oder ein vergleichbares Produkt an die Geflüchteten, die in Italien ankommen, gespendet. Mit Hilfe der Organisation Terre des Homme gelangen die Seifen dort hin wo sie am meisten benötigt werden.
i+m
i+m ist eine meiner liebsten Naturkosmetikmarken, weshalb es für mich ein ganz besonderes Erlebnis war, eine Weile am Stand zu plaudern. Mit den über 37 Jahren Geschichte gehört i+m zu den echten Naturkosmetik-Pionieren in Deutschland. Hättet ihr das gedacht? Als ich das erste Mal von i+m hörte, das moderne Design sah und den Standort Berlin direkt mit Hipsterkultur in Verbindung brachte, ging ich nämlich zuerst davon aus, dass es sich bei i+m um eine noch sehr junge Marke handeln würde. Eben Naturkosmetik die so gar kein eingestaubtes Image hat.
Auf den Verpackungen trumpfen die groß-aufgedruckten Worte: FAIR ORGANIC VEGAN
Wenn man dahinter schaut, stellt man fest, dass i+m eine der Naturkosmetikmarken mit dem höchsten Anteil an fair produzierten Rohstoffen überhaupt ist. Das Aprikosenkernöl kommt zum Beispiel aus dem Hunza Tal und das Mandelöl aus dem Karakorum-Gebirge, beides in Pakistan. Aus dem Norden Ugandas stammt die Sheabutter, die dort von Frauen hergestellt wird. Der faire Handel sichert nicht nur Familien ab, sondern erhält speziell in diesem Fall die Sheabäume, die ohne längst nicht mehr da wären. In Uganda wird viel mit Holzkohle gefeuert, was das Abholzen lukrativ macht. Unter “Trees for Life” werden in Palästina neue Olivenbäume gepflanzt, deren Haine durch den israelisch-palästinensischen Konflikt zerstört wurden. Außerdem werden Stipendien an die Kinder der Olivenbauern vergeben, damit diese an einer Universität studieren können. Ich könnte immer so weiter erzählen, denn die Liste der durch i+m unterstützten Fair Trade-Projekte ist lang.
Besonders hervorheben möchte ich die “Fair Editions” von i+m. Das sind limitierte Produkte, durch die speziell kleine Projekte, die noch im Aufbau stehen, gefördert werden. 2014 gründete i+m den gemeinnützigen Verein Frauenhäuser für Afrika e.V. und konnte in Sambia das allererste Frauenhaus überhaupt eröffnen. Die letzten Spenden flossen in einen Gemüsegarten und eine Schneiderwerkstatt, damit sich die Frauen nicht nur selbst versorgen können, sondern dadurch auch berufliche Perspektiven erhalten. Ich liebe den Ansatz, dass hier strikt Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird. Das Frauenhaus wird von der Sambianerin Beatrice Chama geleitet und jede Organisation und Tätigkeit vor Ort wird von Sambianer*innen übernommen. I+m ist für die Finanzierung und den organisatorischen Teil, der sich von Deutschland aus händeln lässt, verantwortlich. Das erspart nicht nur unnötige Kosten für deutsche Entwicklungshelfer, sondern ist der richtige Weg zur Emanzipation und Selbstbestimmung. I+m hofft, dass sich weitere Partner finden werden, die ihren Verein mit unterstützen, damit noch mehr Frauenhäuser finanziert werden können.
Der neueste Streich ist das limitierte Duschgel “Let´s Support Refugees”. Mit dem Erlös wird das Projekt “Die Gärtnerei” in Berlin unterstützt. Dort wird ein alter Friedhof in Gemeinschaftsarbeit von jungen Geflüchteten, Nachbarn und Künstlern in einen Garten verwandelt. Das Projekt hilft jungen Menschen in ihrer Entfaltung, schafft Perspektiven und baut Beziehungen auf und Mauern ab.
Amo Como Soy
“Du bist häßlich und nichts wert.” – Das wird uns täglich durch Werbung, Fernsehen und Print vermittelt. Besonders im konventionellen Kosmetikbereich geht es oft ums Verstecken von Makeln, um Kaschieren und Optimieren. Es wird uns gesagt, dass wir uns nur richtig anstrengen und vor Allem die richtigen Produkte kaufen müssen, um schön und liebenswürdig zu sein.
Die Venezuelanerin Schareska hat mit Amo Como Soy einen anderen Weg gewählt. Ihre Produkte gleichen regelrecht einem Protest gegen diese oberflächliche Medien- und Kosmetikkultur. Allein der Name ihrer noch sehr jungen Marke sagt uns: “Ich liebe mich, so wie ich bin.” – Ihre erste kleine Serie von vier Produkten nennt sich “Mejor Amiga”, was übersetzt “beste Freundin” bedeutet. Vegan sind derzeit leider nur Gesichtsöl und Gesichtscreme. Die Reinigungsmilch und die Maske sollen aber demnächst vegan umgesetzt werden.
Mit dem Öl war es bei mir Liebe ab dem ersten Schnuppern, weil ich mich direkt in meine Kindheit versetzt gefühlt habe. Damals hatte ich ein kleines Spielzeug-Pony, welches mit so einem Duft behaftet war. Es ist schon verrückt, wie sehr Gerüche an Erinnerungen geknüpft sind.
Das Gesichtsöl besteht aus vielen verschiedenen (Bio-)Ölen wie Mandelöl, Squalan, Aprikosenkernöl und Passionsfruchtsamenöl, Sonnenblumenöl, Hagebuttenkernöl und Nachtkerzenöl, sowie aus Sacha Inchi-Öl, Patauá-Öl und Buriti-Öl aus Südamerika. Im Moment benutze ich es sehr gerne als Abendpflege. Für Menschen mit trockener Haut, macht es sich aber bestimmt sehr gut als Tagespflege oder in eine Creme gemischt, um diese anzureichern.
Besonders an den Produkten ist, neben den ungewöhnlichen Zutaten aus Lateinamerika, auch die Umverpackung. Es wurden Tiegel und Fläschchen aus Glas verwendet, die in hochwertigen Stoffbeuteln aus Bio-Baumwolle stecken, die in Deutschland in kleinen Mengen genäht werden. Schareska hat sich mit Absicht gegen ein Logo oder einen anderen Druck auf den Beuteln entschieden, damit man sie danach komplett labelfrei zur Aufbewahrung von anderen Dingen oder als Geschenkbeutelchen verwenden kann.
Zwei Euro je verkauftem Produkt spendet Schareska an die Mädchenheime „Hogar de niñas Cristo viene“ und „Centro de Rehabilitación Remar“ in Santa Cruz in Bolivien. Sie kennt beide Mädchenheime persönlich und ist froh mit ihrer Marke einen Teil dazu beitragen zu können.
Auf der Webseite von Amo Como Soy befinden sich zwei geführte Meditationen zum anhören und mitmachen. Ich finde die Idee, die Zeit während die Creme einzieht zum Meditieren zu nutzen, ganz wunderbar. :D
In diesem Sinne: Tu was Dir gut tut, lerne Dich lieben und das Leben liebt Dich.
Kaffeekasse
Stöberst du gerne auf kosmetik-vegan.de? Ich freue mich über ein kleines Trinkgeld. Danke für deine Unterstützung!♥ Ko-fi / Paypal ♥ Patreon
Toll, dass du diese Marken nochmals genauer vorstellst. An allen drei Stände habe ich ebenfalls einige Zeit verbracht, da ich so angetan von dem jeweiligen Konzept war.
Liebe Grüße
Elisabeth
Ich finde du hast einfach ein Händchen dafür, wahnsinnig tolle Marken herauszusuchen und mit einer ehrlichen Begeisterung vorzustellen, dass das einfach komplett ansteckt. Das Gegenteil von diesem ganzen unauthentischen Product Placement im restlichen Beauty-Bereich! :)
Die Männerlinie sieht aber wirklich toll aus vom Design, endlich mal was anderes als dieser dunkelblaue-schwarze Einheitsbrei. Meinem Freund dürfte ich vermutlich trotzdem kein Sunrise Bio Rasiermousse ins Bad stellen, aber der ist eh immer empfindlich wenn ich ihn zu tierversuchsfreien Naturkosmetikalternativen überreden will. Er ist ganz klar der „Ich kaufe mein Duschgel und meine Zahpasta im Literkanister beim Discounter um die Ecke“-Typ, haha :D
Wow, was für tolle Marken! Du hast mich mit deinem Artikel direkt wieder in Shopping- und Experimentierlaune versetzt. Ich lungere gerade auf Dragonspice herum und überlege, welche Duftöle ich gerne hätte. :D
Weißt du, ob es La Saponaria auch für Menschen, wie mich gibt, die kein Italienisch können? Ich hab mich eben ein bisschen durch die Seite gewurstelt, aber das macht vermutlich mehr Spaß, wenn ich mir nicht alles zusammenreimen muss. :)
Liebe Grüße
Natalie
Dieses Konzept von Amo Como Soy ist ja wirklich grandios. Weißt du zufällig, ob es die Produkte auch bald im Handel gibt, also in ausgewählten Bio-Läden oder so? Bisher findet man das ja nur online. LG Stepie
Bei den Seifenkünstlern habe ich mich ebenfalls sehr gut aufgehoben gefühlt. Sie haben Ahnung von dem, was sie tun, und sie tun es mit Liebe und Freude. Ebenso wie bei Amo Como Soy, die auch voller Begeisterung hinter ihren Produkten steht.
Falls du mal in Nürnberg bist, lass uns gern gemeinsam eine Seife machen – ich zeig dir, wie es geht :-) .
Moin moin liebe Erbse,
schön das wir uns nun auf der Vivaness 2017 persönlich getroffen haben.
Es war einfach nett und schön mit Euch.
Ich freue mich auf das was jetzt alles geschehen darf. Für uns war es ja das erste Mal als Vertreter für La Saponaria. Es hat ein riesen Spaß gemacht und wir waren beeindruckt, wieviele Menschen genauso begeistert von der Marke sind wie wir selber :))
In diesem Sinne
viel Spaß bei der Nachbereitung und ich bin auf Deine Berichte zur Messe gespannt.
Liebe Grüße
Michael von Aalenaa